„Ich habe Olof Palme bewundert“

Schlußwort des Angeklagten im Palme-Prozeß / Verteidiger plädiert auf Freispruch  ■  Aus Stockholm G. Petterson

„Christer Petterson hatte weder einen Grund noch die Möglichkeit, den schwedischen Regierungschef zu ermorden. Vieles spricht dafür, daß der Mord politisch motiviert und organisiert war. Das war professionelle Arbeit.“ Arne Liljeros, Pflichtverteidiger des 42jährigen Angeklagten im Mordprozeß Olof Palme, macht in seinem Plädoyer am letzten Verhandlungstag keinen Hehl daraus, was er von der Theorie der Staatsanwaltschaft hält, sein Mandant habe am 28. Februar 1986 „kaltblütig gemordet“. Diese Theorie - so Liljeros - sei ebenso phantastisch wie unglaublich.

Schonungslos setzte sich Liljeros in seinem 90minütigen Plädoyer mit der Kronzeugin der Anklage, der Palme-Witwe Lisbet auseinander. Sie hat als einzige den Täter von Angesicht zu Angesicht gesehen und den Angeklagten mit „absoluter Sicherheit“ als „den Mörder von Olof“ identifiziert. Liljeros kritisierte vor allem die vielen Sonderrechte für Frau Palme. Von ihren Vernehmungen existierten keine Band-Mitschnitte, Gegenüberstellungen seien ohne die Anwesenheit von Verteidigung und Anklage durchgeführt worden, bei ihrem Auftritt vor Gericht habe sie sogar versucht, die Öffentlichkeit auszuschalten.

Liljeros ging speziell auf einen Punkt ein: „Lisbet Palme spricht auf der einen Seite von ihrer geschulten und geschärften Aufmerksamkeit, die sie als gelernte Psychologin habe. Auf der anderen Seite hat sie keine Waffe gesehen.“ Die Antwort, wie dies zusammenpasse, liefert Liljeros gleich mit. „Ihr Beurteilungsvermögen war stark beeinträchtigt, ihre Aussage ist deshalb unzureichend.“

Der Verteidiger appellierte an das Gericht, statt dessen die Aussage des 68jährigen Algot Asell noch einmal näher und vorurteilsfrei zu überprüfen. Dieser will den Angeklagten gegen 23.30 Uhr auf einem Bahnsteig, 35 Kilometer vom Tatort entfernt, gesehen haben. Um 23.31 Uhr wurde der schwedische Regierungschef ermordet. Verteidiger Liljeros: „Es gibt gute Gründe, Asell zu glauben.“

Der Angeklagte selbst sagte in seinem Schlußwort: „Ich habe Olof Palme gemocht und bewundert. Ich habe ihn nicht umgebracht.“ Noch in dieser Woche wird das Gericht bekanntgeben, wann mit einem Urteilsspruch zu rechnen ist. Möglich wäre auch, daß das Gericht zuerst eine rechtspsychiatrische Untersuchung anordnet.