: Haußleiter gestorben
■ Umstrittener Mitbegründer der Grünen starb nach Krankheit in München
München (taz) - Im Alter von 84 Jahren ist am vergangenen Samstag der Mitbegründer der Grünen August Haußleiter gestorben. Die bayerischen Grünen haben den in München verstorbenen als einen Mann gewürdigt, der entscheidend dazu beigetragen habe, die Partei Die Grünen als politischen parlamentarischen Arm der Bürgerinitiativ-, der Friedens-, der Frauen- und Ökologiebewegung zu gründen und aufzubauen. Der in Nürnberg geborene Sohn eines evangelischen Pfarrers arbeitete von 1928 bis 1940 als Redakteur beim 'Fränkischen Kurier‘. In der Nazizeit setzte Gauleiter Julius Streicher seine Entlassung bei der Zeitung durch.
Seine politische Heimat fand der ehemalige Philosophie- und Theolgiestudent zunächst bei den Christsozialen. Der Franke gehörte 1946 zu den Mitbegründern der CSU, war Mitglied der verfassungsgebenden Landesversammlung und stellvertretender CSU-Vorsitzender. Drei Jahre später spitzten sich die Auseinandersetzungen zwischen Haußleiter und den damals maßgeblichen CSU-Politikern wie Hundhammer zu, und Haußleiter verließ die Partei. Als Vorläuferpartei der Grünen gründete der engagierte Landtagsredner 1965 die „Aktionsgemeinschaft unabhängiger Deutscher“. 1979 führte Haußleiter die AUD zum Europawahlbündnis mit Herbert Gruhls „Grüner Aktion Zukunft“ und der „Grünen Liste Umweltschutz“ zusammen. Auf dem grünen Programmparteitag in Saarbrücken im März 1980 wählten die Delegierten Haußleiter dann in den dreiköpfigen Vorstand. Wenige Monate später, im Juni 1980, trat Haußleiter von seinem Amt als Bundesvorsitzender jedoch bereits wieder zürück. Grund: Kritik an seiner früheren rechtskonservativen Vergangenheit. Im zweiten Weltkrieg war Haußleiter nämlich formal verantwortlich für das propagandistisch-kriegsverherrlichende „Kriegstagebuch“ seiner Armeeinheit. Als er sich auf dem Dortmunder grünen Parteitag zu seiner Vergangenheit bekannte, applaudierte das Plenum. Sein Comeback gelang dem ehemaligen Lehrer 1986 bei den bayerischen Landtagswahlen. Die Grünen zogen mit 15 Abgeordneten ins Maximillianeum ein, und Haußleiter hätte eigentlich als Alterspräsident die neue Legislaturperiode eröffnen sollen. Doch aus Gesundheitsgründen konnte er nicht antreten und mußte im Mai 1987 sein Landtagsmandat niederlegen.
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