Masten-Transplantation für RB

■ Bürgerinitiative gegen geplanten Standortwechsel der Sendeanlagen / Betroffener Bauer klagt heute

In Horn stehen sie, nach Oberneuland sollen sie verlegt werden, die drei nicht gerade dekorativen Sendemasten von Radio Bremen. Nötig wird ihr Umzug im Zuge der vom Bremer Senat gewünschten Ansiedelung von High-Tech Betrieben im Uni -nahen Hollerland. „Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft“ lautet die Begründungszauberformel des Senats für die Ansiedlung von Industriebetrieben und die Umsiedlung der Masten. Denn unter, neben und vor ihnen kann keine Werkhalle gebaut werden - einerseits aus Sicherheitsgründen, da die Masten schließlich auch mal umstürzen könnten, andererseits aufgrund der starken elektromagnetischen Felder des Senders, die die Datenbanken jedes vollcomputerisierten High-Tech Betrieb ins Schleudern bringen würden.

Neben zwölf anderen ursprünglich in Betracht gezogenen neuen Standorten hat sich das Wiesengebiet hinter der Oberneulander Landstraße als potentielle neue Masten-Heimat herauskristalisiert, zum Leidwesen

der dortigen Anwohner. In der letzten Sitzung des Stadtteil -Beirats vor vierzehn Tagen bekundeten sie ihren heftigen Widerstand gegen die neuen Nachbarn. Vorsorglich wurde eine Bürgerinitiative gegen die Umlagerung des Senders ins Leben gerufen. „Wir werden notfalls auch auf die Straße gehen“, erklärt Allgemeinmedizinerin und BI-Mitglied Dr. Marianne Haritz gegenüber der taz, „obwohl wir eigentlich alle aus dem Alter heraus sind, in dem man auf Demos geht“.

Die widerspenstigen Oberneulander befürchten die Entstellung des bisherigen Landschaftsschutzgebietes zwischen Upper Borg und Höpkens Ruh. Ihre Befürchtung: Die Sendeanlage könnten nur den ersten Schritt zur Schaffung eines Gewerbegebietes in diesem Bereich darstellt angesichts des angrenzenden Naturschutzgebietes „Am Hexenberg“ eine wenig verlockende Vorstellung.

Kritik übt die Bürgerinitiative aber auch an der Vorgehensweise der Stadtgemeinde: Bereits 1982

soll ein Bauvorbescheid in den Behörden-Schubladen gelegen haben. Rückschluß der BI: Schon damals müsse man also von der erforderlichen Senderverlegung gewußt haben muß .

Landwirten mit Grundbesitz im begehrten Gebiet wurden Summen bis zum vierfachen des Verkehrswertes geboten, einer von ihnen wird bei erfolgreichem Abschluß der Genehmigungsverfahren den Zuschlag bekommen und dafür 1 Million DM erhalten. Ein anderer vom Bau der Masten betroffener Landwirt zieht heute vor den Verwaltungs-Kadi.

Kosten wird die Verschiebeaktion laut BI etwa 50 Millionen, mit Baubeginn wird für 1990 gerechnet und die Fertigstellung zwei bis drei Jahre danach erwartet. Bei Radio Bremen spricht man indes von ganz anderen Daten: „Ich stelle mir nicht vor, daß das Vorhaben im nächsten Jahr beginnt“, bemerkt Pressesprecher Dr. von Mangelsen und verweist auf die erst nach „Abschluß der Genehmigungsverfahren beginnende Planungsphase“. Genaue Kosten wären jetzt noch

nicht abzusehen. Überhaupt fühlt man sich beim Sender weniger verantwortlich für das Projekt. Presesprecher von Mangelsen: „Wir brauchen in Anbetracht der 2004 auslaufenden Pachtverträge, auf die wir keinen Einfluß haben“ neue Sendemasten in Bremen.“ Einer der Masten soll dann auch von 210 auf 300 Meter erhöht werden, angeblich weniger, um die Reichweite der RB-Programme zu erhöhen, sondern aus „Gründen verbesserter Qualität für bisher eher kritische Empfangsregionen“.

Wachsender Konkurenzdruck durch Privatsender war hier wohl Hauptmotor der '85 im Rundfunkrat beschlossenen Verlängerung. Seither stecjr radio Bremen alljährlich ein poaar Millionen in den Sparstrumpf, um die neeuen Anlagen auch bezaahlen zu können. Seitdem ist auch klar, daß der Standort in Horn gewechselt werden muß, da sonst die Autobahn im Fallwinkel des Mastes liegen würde. Mit der Frage des neuen Standorts wird sich der Rundfunkrat auch heute nachmittag befassen. s