: DDR-Umweltschützer kritisieren Westberliner Senat
DDR-Umweltschützer haben den Berliner Senat unter anderem wegen der Mülltransporte in die DDR scharf kritisiert. In einer am Dienstag in West-Berlin veröffentlichten Stellungnahme wird dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper und der Umweltsenatorin Michaele Schreyer auch vorgeworfen, bei ihrem Besuch am 19.Juni in Ost-Berlin eine von der Umweltbibliothek und dem Netzwerk Arche ausgesprochene Einladung nicht angenommen zu haben.
Es sei seit langer Zeit bekannt, daß bundesdeutsche Politiker „am liebsten mit den Herrschenden auf hoher Ebene verhandeln, statt sich in unsere niederen Ebenen und dämmrigen Keller zu bemühen“, heißt es in dem von der Umweltbibliothek unterzeichneten Schreiben. Dies stehe im Widerspruch zum „offiziell angemaßten Anspruch“, mit allen gesellschaftlichen Gruppen der DDR über gemeinsame Probleme zu sprechen.
„Wir begreifen zunehmend, daß die Parteien der BRD und West -Berlin nur ihre eigenen Interessen, die Interessen der Industrie und gegebenenfalls der Bevölkerung der BRD und West-Berlins vertreten.“ Es sei kein Zufall, daß sie sich mit der Regierung der DDR zunehmend besser verstünden - „auf unserem Rücken und hinter unserem Rücken. Die Bevölkerung unseres Landes wird sich um eine eigene authentische Interessenvertretung bemühen müssen. Bis dahin müssen wir jede neue Tonne Haus- und Sondermüll als bewußte Körperverletzung an einer wehrlosen Bevölkerung werten“, heißt es in dem Schreiben.
Die Unterzeichner richten an den Regierenden Bürgermeister Momper unter anderem Fragen nach der Art der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Ost und West und ob der neue SPD/AL-Senat den DDR-Behörden Westberliner Haus und Sondermüll „unter unverantwortlichen Bedingungen“ zum „Verscharren oder Verbrennen“ überlasse.
dpa
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