China läßt Journalisten aus Taiwan frei

■ Zhao Ziyang wird möglicherweise verurteilt / Regierung erwartet vorübergehende wirtschaftliche Schwierigkeiten

Peking/Hongkong (afp/dpa/taz) - Der taiwanische Journalist Huang Teh Pei, der am 3. Juli in der chinesischen Hauptstadt Peking inhaftiert worden war, ist wieder auf freiem Fuß. Die chinesischen Behörden haben den Reporter gestern nach Hongkong abgeschoben. Huang wurde festgenommen, nachdem er sich letzte Woche mit dem untergetauchten Studentenführer Wang Dan getroffen hatte, der seit letzten Donnerstag in Haft sitzt. Dem Reporter war vorgeworfen worden, gegen die Bestimmungen des Kriegsrechts in der chinesischen Hauptstadt verstoßen zu haben.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur 'Xinhua‘ berichtete, Huang sei nachsichtig behandelt worden, weil er seine Schuld zugegeben habe. Außerdem hätten die Behörden das „Gesamtinteresse der Beziehungen auf beiden Seiten der Straße von Taiwan“ berücksichtigt.

Mit Huang war auch seine Kollegin Hsu Lu aufgefordert worden, das Land innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Sie hattte vor zwei Jahre für Schlagzeilen gesorgt, als sie dem damals noch bestehenden Reiseverbot für Taiwaner zuwiderhandelte und als erste Journalistin aus Taiwan nach China gereist war. Die chinesische Regierung, die auf einer Wiedervereinigung mit Taiwan besteht, hatte dies propagandistisch ausgeschlachtet.

Bei seiner Ankunft in Hongkong bezeichnete der Journalist seine täglichen Verhöre als „inhuman“.

Ebenfalls gestern wurde in Peking bekannt, daß eine Verurteilung des abgesetzten Parteichefs Zhao Ziyang nicht mehr ausgeschlossen ist. Die Ermittlungen gegen ihn gingen weiter. Der Regierungssprecher Yuan Mu sagt, nach dem derzeitigen Erkenntnisstand würden Zhao Verfehlungen zur Last gelegt, die parteiintern geregelt werden könnten. Über die letztendliche Lösung des „Problems“ werde aber erst auf Grund der Ermittlungsergebnisse entschieden. Die wirtschaftlichehn Sanktionen westlicher Länder werden nach Ansicht des Regierungssprechers Chinas Wirtschaft „kurzfristig in Schwierigkeiten bringen“. Yuan erwähnte ferner, daß die chinesische Regierung weitere Demonstrationen nicht ausschließe, da sich von der Armee erbeutete Waffen im Besitz der Bevölkerung befänden.

Nach zuverlässigen chinesischen Quellen soll es nach den Protesten zumindest zu drei blutigen Zwischenfällen gekommen sein, bei denen Soldaten getötet wurden.

JK