: Piekser in der Augenweide
■ Die neuen RB-Sendemasten vor dem Verwaltungsgericht
Der Streit geht nunmehr in sein sechstes Jahr, aber die erste Gerichtsverhandlung gab es erst gestern. „In Oberneuland tobt ein mittlerer Aufstand“, berichtete Rechtsanwalt Hans Ganten vor dem Verwaltungsgericht. Sein Mandant ist die Speerspitze dieses Aufstands, der Bauer Johann Bartels, auf dessen Wiese Radio Bremen seine neuen Sendmasten bauen will.
Bartels klagte gegen die Stadtgemeide Bremen, die den Sender seine Masten in Oberneuland bauen lassen will. Bartels Landwirtschaft werde dadurch beeinträchtigt, und der Sohn des Klägers erklärte, warum: Moderne Landmaschinen mit elektronischen Steuerelementen könnten am Fuß der neuen Masten nicht funktionieren, weil die starken elektromagnetischen Felder ihnen dazwischenfunken würden. Außerdem befürchtet Bartels, daß gerade wegen der übergroßen Nähe der Masten das nicht mehr möglich sein wird, wofür sie errichtet werden: ein guter Fernseh-und Radioempfang.
Wie viele andere Fragen auch, ist das in den vergangenen Jahren umfangreich begutachtet worden, aber die Gutachten lassen für das Gericht viele Fragen offen. Ein Urteil wurde gestern deshalb auch noch nicht gesprochen, es wird in den nächsten Wochen schriftlich zugestellt.
Eigentlich können die Richter sich auch Zeit lassen. Denn noch strahlen die Sendemasten an der Autobahn bei Horn die Programme aus und der Pachtvertrag des Senders mit der Gewoba läuft noch bis zum Jahr 2004. Aber, wenn der Sender bauen dürfte, dann würde er damit sofort beginnen. Denn die neuen Masten sollen ein Stück länger als die alten werden und die Bremer Programme weit ins niedersächsische Umland tragen. (v. taz vom 12.7.)
Die aufständischen Oberneuländer befürchten, daß ihre Landschaft verschandelt wird. Insbesondere deren „Weiträumigkeit“ gehe verloren, machte Ganten geltend. Die Masten stören den Blick vom Deich übers weite Land. Und das nicht nur für die wohlhabenden Anwohner, die viel Geld für Grund und Haus bezahlt haben. „Viele Leute kommen mit dem Fahrrad aus Osterholz-Tenever, Oberneuland ist ein Erholungsgebiet.“
mwU-Satz:!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
