Asbest-Geheimniskrämerei

■ ArchitekturstudentInnen der TU kritisieren „Geheimhaltepolitik“ der Uni-Leitung / TU-Präsident Fricke will Meßwerte jetzt zur Verfügung stellen

„Wenn die Asbestwerte niedrig sind, um so besser. Und wenn sie hoch sind, sehen wir erst recht keinen Anlaß für eine solche Geheimhaltepolitik“, erklärt Rudi, Architekturstudent an der TU. Gestern setzten die StudentInnen, die mit ihren Nachfragen bei der Uni-Verwaltung bislang nur auf Granit stießen, dem TU-Präsidenten die Pistole auf die Brust. Während der Sitzung des Kuratoriums drohten sie Fricke mit einer einstweiligen Verfügung, wenn er die Ergebnisse der an der TU durchgeführten Asbest-Untersuchungen nicht endlich zur Verfügung stellen würde. TU-Präsident Fricke willigte schließlich ein: Noch am Nachmittag, so hieß es gestern, würden den ArchitekturstudentInnen die Meßergebnisse übergeben. Von der Universitätsleitung war bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme zur Höhe der Asbestbelastung zu erhalten.

Wegen dem Thema Asbest herrschte bereits am Fachbereich Architektur große Aufregung. Nicht nur die StudentInnen wollten endlich wissen, wie hoch die Asbestbelastung tatsächlich sei. Erst Mitte Mai war bekannt geworden, daß an der TU Asbestuntersuchungen im Gange seien. Auf eine Anfrage des ÖTV-Vertreters Achim Jäckel antwortete TU-Präsident Fricke, daß 33 TU-Gebäude untersucht worden seien. Die größten Mengen asbesthaltiger Materialien habe man im Architekturgebäude, bei den Bergbauern, im Institut für Technische Chemie und im Mathematikgebäude gefunden. Genaue Werte wurden jedoch nicht mitgeteilt. Der Akademische Senat werde erst nach der Aufbereitung und Wertung der vorliegenden Untersuchungsergebnisse informiert, hieß es. Seitdem versuchten die StudentInnen auf eigene Faust, nähere Informationen über die Asbestbelastung zu erhalten. So studierten sie die Baupläne des Architekturgebäudes und entdeckten, daß beim Bau sogenannte „Asbestolux„-Platten verwendet worden waren. Bekannt ist inzwischen auch, daß von der Uni-Leitung breits ein Arbeitskreis eingerichtet wurde, der Planungsstrategien für eine eventuelle Schließung von Uni-Gebäuden erörtert. „Wir haben nun alle Schiß, daß das Gebäude im Herbst geräumt werden muß“, erklärt ein Studentenvertreter. Bereits jetzt herrscht im Architekturgebäude große Raumnot. „Als Schlag ins Gesicht“ wurde die Informationspolitik der Uni-Leitung von den StudentInnen auch deshalb empfunden, weil sie bereits seit Semesterbeginn an der Entwicklung eines neuen Raumkonzeptes arbeiten: „Bei einer Schließung des Gebäudes wäre unsere ganze Arbeit umsonst gewesen.“

-guth