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Zwerchfell-Koma

■ Otto - Der Außerfriesische

Nach dem ersten Otto-Film hatten wir Übles geahnt (Waalkes Waalkes noch ein Weilchen), und angesichts des zweiten bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen (Ottoverstand Humbug). Otto der Dritte freilich unterschreitet dieses Null-Niveau humoresken Flachsinns um Längen - der Außerfriesische ist in jeder Hinsicht indiskutabel. Daß er als „Heimatfilm“ annonciert wird, mutet geradezu als Unverschämtheit an, bietet doch die dünne Luft des meist hochalpinen Genres geradezu gewitterartige Pointen, verglichen mit den witzlosen Fürzchen dieses Komödiendebakels im Ostfriesenlook. Man mag einwenden, daß sich ein Großteil des Vergnügens an ganghoferartigem Unfug aus der Unfreiwilligkeit speist, in der die Komik des Heimatkitsches rüberkommt, d.h., daß Otto es viel schwerer habe, denn er müsse ja freiwillig komisch sein, und darüber lacht es sich bekanntlich nicht so leicht. Dagegen läßt sich nur sagen: Er muß überhaupt nichts, niemand zwingt ihn, Filme zu vermachen, Kalauer zu zwingen, Humor zu erbrechen, er hätte Zeit und Geld genug, solange zu überlegen und überlegen zu lassen, bis ihm etwas Besseres einfällt - und wenn nicht, dann eben nicht. So aber wieder eine Supra -Minimal-Story, die alten Grimassen, das Hasi-Gehechel und Gehopse, Gehangel von Spruch zu Spruch, Bildkomik in reiner Hörspielqualität, und wenn die Braut am Schluß willig ist und nur eins nicht will - „Bitte keine Witze mehr“ -, dann erzählt Otto natürlich einen nach dem anderen - während der Abspann läuft. Das Tischfeuerwerk der Schmunzelgeschichten hält niemanden auf den Sitzen, das Publikum steht auf und geht und erweist sich damit als erstaunlich Otto-resistent daß man nach 90-Minuten Zwerchfell-Koma so einfach aufstehen kann, grenzt an ein medizinisches Wunder.

mbr

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