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Zu Forschungszwecken verseucht

 ■ DOKUMENTATION

Offenbar vorsätzlich wurde die Irische See mit gezielten Freisetzungen von Radioaktivität aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Windscale/Sellafield zum am stärksten radioaktiv verseuchten Gewässer gemacht. Das jedenfalls geht aus dem Protokoll einer internationalen Expertensitzung vom 11.September 1958 zum Thema „Umweltaspekte der großtechnischen Anwendung der Atomenergie“ hervor. Der aus Großbritannien stammende Physiker H.J. Dunster erklärte danach:

Die Freisetzungen von Windscale sind tatsächlich zeitweilig gereinigt worden - ständig behandelt werden sie aber nicht; es hängt davon ab, wieviel Radioaktivität zur Beseitigung ansteht - doch die Absicht war die, substantielle Mengen Radioaktivität freizusetzen als Teil eines organisierten, überlegten wissenschaftlichen Experiments, dessen Forschungsziele in der Tat zunichte gemacht worden wären, wenn die Höhe der emittierten Aktivität auf ein Minimum begrenzt worden wäre.

Dies führt zur zweiten Frage, daß es eigentlich nicht sehr klug sei, Radioaktivität kritiklos in die Meere freizusetzen und daß nur sorgfältige wissenschaftliche Erwägungen der Problematik die Sicherheit der Freisetzung demonstrieren könnten. Eine der Hauptmethoden und effektivsten Wege, solche Untersuchungen durchzuführen, ist, tatsächlich Radioaktivität zu verwenden, freizusetzen und dann festzustellen, was damit passiert. Dies führt zu viel zuverlässigeren Informationen als sie durch kleinere oder Laboruntersuchungen zu erzielen wären.

Was die Möglichkeit eines Mechanismus angeht, durch den größere Konzentrationen in größeren Entfernungen aufträten: Solche Überlegungen müssen bei der Einschätzung der Problematik berücksichtigt werden. Untersuchungen in der Irischen See sind auf ziemlich ferne Küstengeboete ausgedehnt worden und es gibt keinen Grund anzunehmen, daß Mechanismen solcher katastrophalen Natur, die erneute Radioaktivitätskonzentrationen über viele Kilometer verursachten, in der Irischen See wirksam sind. Es ist meines Erachtens unwahrscheinlich, daß solche Prozesse in irgendwelchen Küstengewässern stattfinden werden, in denen eine mäßige turbulente Durchmischung stattfindet.

Entnommen der letzten Ausgabe der Monatszeitschrift 'Strahlentelex‘

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