: „Ona-Nie so gelacht“
■ Gymnasium Osterholz-Scharmbeck: Schülerzeitung darf Selbstbefriedigung nicht schön finden
„Ein Bericht, der Euch helfen soll, Eure Onanie ein Stück angenehmer zu machen“ steht in der neuesten Ausgabe der Osterholz-Scharmbecker Schülerzeitung „Der Spicker“. Doch der Aufruf zur Selbstbefriedigung mit Spaß passierte nicht unbehelligt die Zensur des Direktors. Die Bezirksregierung Lüneburg entschied schließlich auf „Verbot“ und begründete dies in einem dreiseitigen Schriftsatz.
„Sexualerziehung soll die Schüler mit Fragen der Sexualität altersgemäß vertraut machen, ihr
Verständnis für Partnerschaft, insbesondere in Ehe und Familie, entwickeln und ihr Verantwortungsbewußtsein stärken,“ so die Argumentation der Lüneburger Zensoren.
Warum allerdings dreizehnjährigen SchülerInnen Ehe und Familie „altersgemäß“ vertrauter sein soll als Onanie, dazu schweigt die Behörde. Deren Pressesprecher Frei findet den Schülerzeitungs-Artikel zwar „persönlich auch völlig harmlos“, hält aber SiebtklässlerInnen mit dem Thema für überfordert.
„Wenn schon, dann müßte das pädagogisch begleitet werden“, meint er, bestreitet jedoch nicht, daß dafür wohl eher die LehrerInnen als die Schülerzeitungsredakteure zuständig sind.
Die „Spicker„-Redaktion entschloß sich, den Onanie-Artikel zusammen mit dem Behörden-Verbot abzudrucken - und das ganze mit dem roten Aufdruck „zensiert“ vor der Schultür zu verteilen. So können Osterholz-Scharmbecker GymnasiastInnen nun doch die Schülerzeitungsargumente für Selbstbefriedigung nachlesen: „Kein Streß mit der Verhütung, keine Gefahr von Geschlechtskrankheiten, viel Muße, keine Partnerhektik, viel Lust und Genuß!“ - Überschrift des Artikels: „Onanie so gelacht!“
Ase
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen