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Bix ganz vorn

■ Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke

Detroit, New York, Indianapolis, vor allem Chicago, zwanziger Jahre: Eine neue Jazz-Generation erobert die Clubs. Gitarre statt Banjo, Kontrabaß statt Tuba, schräge Improvisationen auf romantischen Schlagerthemen, im Kopf konstruiert, bei Jam-Sessions erlernt, selten notiert. Benny Goodman, Gene Krupa, Duke Ellington, Cab Calloway, Milton Mezz Mezzrow, Frank Trumbauer, Lawrence „Bud“ Freeman, Floyd O'Brien, Jimmy McPartland und - ganz vorne: Leon Bismarck „Bix“ Beiderbecke.

1903 in Davenport am Mississippi als Sohn einer deutschstämmigen Familie geboren, wurde er in den späten zwanziger Jahren einer der erfolgreichsten Jazz-Solisten, als Starbläser unter anderen der „Wolverines“ und der Jean Goldkette Band, verdiente schließlich 200 Dollar die Woche im Paul Whiteman Orchester, obwohl er kaum Noten lesen konnte und sich deshalb, weil ein Notenständer nun mal optisch dazugehörte, einen Krimi aufs Pult legte.

Doch „Bix“ hatte den Saufkult der Szene zu exzessiv gepflegt, vor allem, seitdem er sich der Disziplin opulenter Orchesterbesetzungen unterordnen und mehr und mehr seine meisterhaften Soli in symphonisch aufgeblasene Tanz -Potpourris integrieren mußte. Statt auszusteigen und wieder in den kleinen, virtuosen Bands der „Negercafes“ mitzumischen, bricht er Ende 1928 erstmals im Delirium tremens zusammen. Er erholt sich nie mehr so richtig, verfällt in manische Depressionen und verliert beim Banken -Crash am „Schwarzen Donnerstag“ ein Jahr später auch noch sein gesamtes Vermögen.

Der Schallplattenverkauf sinkt in den USA von 104 Millionen Stück im Jahre 1927 auf sechs Millionen 1932. Da lebt „Bix“ Beiderbecke schon nicht mehr: Am 6. August 1931 stirbt er ausgehundert, körperlich und psychisch zerrüttet, an einer Lungenentzündung.

Ror Wolfs Hörspiel ist eine leicht melancholische Hommage an „Bix“ Beiderbecke, vermittelt von drei (fiktiven) Zeitgenossen, die sich auf einer Mississippi-Dampferfahrt die Lebensgeschichte(n) dieses stets etwas ätherisch wirkenden Musikbesessenen erzählen, der einmal seinen gesamten Wochenlohn auf die Bühne warf, damit Bessie Smith eine Zugabe gab.

Ein kleines akustisches Juwel, von Originalplattenaufnahmen untermalt und zu Recht 1987 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Natürlich sind 72 Minuten viel zu kurz, um „satt“ zu werden; am besten, du legst dir, bevor du die Starttaste Deines Recorders drückst, ein gutes Buch daneben - vorzugsweise Mezz Mezzrows Autobiographie Jazz -Fieber (Die Arche 1956, Ullstein 1986), die auch Ror Wolf offensichtlich aufmerksam gelesen hat.

Farin

Ror Wolf, Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika; Cotta's Hörbühne 1989; 72 Min.; Produktion: SWF 1986; Regie: Heinz Hostnig; Sprecher: Walter Gontermann, Christian Brückner, Wolfgang Hess u.a.

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