: Mitterrand fordert Nord-Süd-Gipfel
■ Unterstützung für Vorschlag der Regierungen aus Indien, Ägypten, Venezuela und Senegal
Paris (taz) - Zum 200-jährigen Jubiläum der französischen Revolution hat Staatspräsident Fran?ois Mitterrand versucht, Frankreichs alte Botschaft an die Welt - „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ - zu erneuern. Während seines traditionellen Fernsehinterviews am Revolutionstag stellte sich Mitterrand auf die Seite derer, „die sich der Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern widersetzen“. In diesem Sinne unterstützte Mitterrand den am Donnerstag von den vier Regierungschefs aus Ägypten, Indien, Venezuela und Senegal in Paris veröffentlichten Überraschungsvorschlag für die Einberufung eines Nord-Süd -Gipfels.
Mitterrand erkärte, daß diese vier Regierungen an ihn herangetreten seien, um die Hindernisse für ein solches Gipfeltreffen zu beseitigen. „Ich habe diesen Auftrag angenommen.“ Gleichzeitig ließen Berater Mitterrands verlauten, daß auf dem gestern in Paris eröffneten Weltwirtschafsgipfel noch keine Entscheidung über den Nord -Süd-Gipfel zu erwarten sei. Sie verteidigten sich allerdings gegen den Vorwurf eines „französischen Komplotts“, der dem Nord-Süd-Dialog auf neue Beine verhelfen solle.
In einem gemeinsamen Kommunique hatten der ägyptische Präsident Hosni Moubarak der indische Premierminister Rajiv Ganghi, der venezuelanische Präsident Carlos Andres Perez und der senegalesische Staatschef Abdou Diouf „so früh wie möglich“ die Einberufung eines „Treffens auf höchstem Niveau“ gefordert, das „die Fragen der Weltwirtschaft und der Umweltprobleme von gemeinsamem Interesse“ behandeln solle. Ein vergleichbares Gipfeltreffen hatte bisher nur in Cancun (Mexiko) im Jahr 1982 stattgefunden, war dann aber ohne Folgen geblieben. Vor allem die USA und Großbritannien standen der Fortführung eines solchen Nord-Süd-Dialogs außerhalb der UN oder anderer internationaler Strukturen bisher feindlich gegenüber.
Weiterhin stellte Mitterrand gestern in Aussicht, daß hinsichtlich der Schuldenprobleme Mexikos und Polens auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Paris „eine Lösung“ gefunden werden könne.
Georg Blume
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