Mercedes geht in Berlin baden

■ Wasserballnationalspieler Frank Otto über Italien, Menschenrechte und Geldverdienen

Frank Otto, Wasserballnationalspieler bei Cannstatt, spielte von 1985-87 bei Camogli in Italien (nahe Genua). Der gebürtige Berliner war bis 1985 bei den Wasserfreunden Spandau 04.

taz: Frank, du hast drei Jahre lang als Profi in Italien gespielt...

Frank Otto: Profi war ich überhaupt nicht. Als Profi kann man von dem Verdienst leben, dann wäre ich nicht zurückgekommen.

Heißt das, du hast bei Camogli nichts verdient?

Die Wohnung und das Essen wurden bezahlt. Ich habe vielleicht ein bißchen besser gelebt, doch außer ein paar Sprachkenntnissen ist mir nichts geblieben.

Was verdienen die Spieler in Italien im Vergleich zu hier?

Der Verdienst in Italien beträgt rund 20.000 bis 30.000 Mark pro Saison. Der Verdienst hier: das Fahrgeld. Dafür kann in Italien ein Spieler nicht willkürlich den Verein wechseln. Das bestimmt immer der Verein, der den Spieler auch an andere Vereine ausleihen kann. Der Verein hat die Ausbildung bezahlt und daher auch alle Rechte. Das grenzt schon Menschenrechtsverletzung.

Wie finanzieren sich die Vereine in Italien?

In Italien werden die Vereine nicht wie bei uns vom Steuerzahler finanziert, sondern überwiegend von Firmen. Die Vereine werden für die jeweilige Spielsaison nach der Firma benannt. Die Einnahmen aus der Werbung fließen in die Vereinskassen. In der Bundesrepublik stellt der DSV (Deutscher Schwimmverband) die Bandenwerbung auf und kassiert dafür ab. Die Vereine kriegen nichts ab. Der Verband stellt hier kein Geld zur Verfügung.

In Italien hat der Sport auch für das Publikum einen anderen Stellenwert, ist er auch deshalb für Sponsoren interessanter?

Ja, auf jeden Fall. Der typische Bundesbürger ist kein Fan. In Italien ist die Begeisterung und Anerkennung viel größer. Die Italiener sind stolz, wenn ein Spieler in ihrem Land viel Geld verdient. Der Bundesbürger ärgert sich viel eher über die hohen Gehälter der Profisportler. Vor allem, wenn einer mal keine gute Leistung bringt. So etwas gibt es in Italien nicht.

Hast du die Absicht, irgendwann wieder nach Italien zu gehen?

Camogli hat mir einen Fünfjahresvertrag als Spielertrainer angeboten. In den fünf Jahren würde ich 350.000 Mark verdienen. Das habe ich bis auf weiteres abgelehnt, weil ich vom Olympia-Stützpunkt Stuttgart eine Stelle bei Mercedes Benz bekommen habe. Im Oktober fange ich dort als Nachwuchsverkäufer an.

Berlin kommt für dich nicht mehr in Frage?

Berlin ist keine gute Lage für Mercedes. Jetzt unter dem rot-grünen Senat werden ja sowieso keine Autos mehr in der Stadt verkauft. Ich werde auf jeden Fall für die Ausbildung in Stuttgart bleiben.

Interview: Daniela Hutsch