08/15-Analyse

■ Betr.: "Eine seriöse politische Kraft", taz vom 7.7.89

betr.: „Eine seriöse politische Kraft“, taz vom 7.7. 89, Seite 8

Die Analyse des SPD-Bundesvorstandsmitglieds Peter von Oertzen wirkt auf mich als mittlerweile fast vierjähriges Mitglied der Grünen gleichermaßen peinlich wie bezeichnend. Zum einen werden belangslose, allgemeinpolitische Fakten festgehalten. (...)

Aber dann erscheinen in der Analyse auch noch die alten, typischen Möchtegernrealitäten selbsternannter Altlinker, die ihr Gnadendasein in der SPD fristen. Die Grünen teilt von Oertzen in Flügel, die gesellschaftspolitisch rechts, Mitte und links stünden (natürlich von der angeblich linksstehenden SPD aus gesehen). So kommt es dann, daß die Realos entweder Späth-CDU-orientiert seien oder eine grüne FDP wollten und die Fundis linke Ökosozialisten seien.

Aus all dem schlußfolgert von Oertzen (nicht nachvollziehbar, warum), daß sich die Grünen bis zu den nächsten Bundestagswahlen zu einer „ökologischen, pazifistischen, feministischen, basisdemokratischen linken“ Partei entwickeln würden, was - fügt man den Begriff „sozial“ hinzu - exakt den Zielen der Grünen entspricht, wie sie im Grundsatzprogramm formuliert sind. Als grünes Parteimitglied empfehle ich dem SPD-Bundesvorstand, Herrn von Oertzen nach dieser 08/15-Analyse in Zukunft auf bestenfalls taz-Einheitslohn zurückzustufen.

Harald Scholl, Gau-Heppenheim