: Tote bei Putschversuch in Somalia
■ Umsturzversuch nach der Festnahme von moslemischen Führern / Zusammenhang zu Nachforschungen nach Mord am Erzbischof von Mogadischu / Diplomaten in Sicherheit
Nairobi (afp) - Nach einem Umsturzversuch gegen die Regierung von Präsident Siad Barre vom Freitag ist am Sonntag wieder Ruhe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu eingekehrt. Die Ausgangssperre von 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr gelte weiterhin. Bei den Unruhen am Freitag und Samstag sind mindestens 23 Menschen getötet und 60 verletzt worden. Ein italienischer Reisender, der am Samstag aus Somalia im Nachbarland Dschibuti eintraf, sprach von mindestens vierzig Toten und hundert Verletzten.
Polizei und Armee in Mogadischu hätten nach dem Freitagsgebet gewaltsam moslemische Demonstranten auseinandergetrieben, die gegen die zuvor bekanntgewordene Verhaftung von sechs religiösen Führern und zwölf weiteren führenden Mitglieder der islamischen Gemeinde protestiert hatten. Unter den Festgenommenen seien der Imam Abdulraman Ali Suffi, Abdulkader Aden Abdallah, und der Rechtsanwalt Ismael Djamale. Nach übereinstimmenden Angaben verschiedener westlicher Diplomaten handelte es sich um einen Umsturzversuch pro-iranischer islamischer Strömungen gegen die Regierung von Präsident Barre. Einige Demonstranten seien bewaffnet gewesen, andere hätten den Sicherheitskräften Waffen weggenommen. Die Sicherheitskräfte hätten auf Befehl des Präsidenten das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Vier Stunden lang sollen in Mogadischu Schüsse zu hören gewesen sein. 18 Personen seien verhaftet worden. Die Botschafter der Bundesrepublik und der USA, von denen ursprünglich berichtet worden war, sie wären unter den Opfern, sind nach Angaben von Diplomaten in Sicherheit.
Die Unruhen unter der islamischen Bevölkerung sollen in Zusammenhang mit den Nachforschungen der Polizei zur Ermordung des Erzbischofs von Mogadischu stehen. Zu Beginn der vergangenen Woche war der Italiener Salvatore Colombo, der seit vier Jahren in der somalischen Hauptstadt tätig war, auf dem Vorplatz der Kathedrale von einem Unbekannten getötet worden. Der Täter konnte flüchten.
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