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Demo gegen neue FAP-Zentrale

Neonazis haben ihr Quartier vom südhessischen Langen nach Frankfurt-Höchst verlegt / Starker Zulauf nach den hessischen Kommunalwahlen / Allein zwölf „Kameradschaftsgruppen“ in Hessen  ■  Aus Frankfurt Rainer Kreuzer

Gegen das neue Hauptquartier der neonazistischen „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ (FAP) im Frankfurter Stadtteil Höchst haben am Freitag abend rund 3.000 AntifaschistInnen demonstriert. Mit dem knapp zweistündigen Marsch durch die schmalen Gassen der Höchster Altstadt sollte der Forderung nach einer Schließung des neuen Nazi -Treffpunkts, der Gaststätte „Zum Rübezahl“, Nachdruck verliehen werden.

An der Demonstration, zu der die „Bürgerinitiative Höchsterinnen und Höchster gegen neofaschistische Umtriebe“ aufgerufen hatte, nahmen auch autonome Antifa-Gruppen, Antiimps, Grüne und Gewerkschaften teil. Bis zum Ende der Abschlußkundgebung, die in vorsichtigem Abstand zum „Rübezahl“ stattfand, lief alles nach dem geordneten Plan der Veranstalter. Anschließend veranstaltete eine Gruppe von rund 200 DemonstrantInnen noch ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei quer durch das Gewirr der Höchster Einbahnstraßen, das sich dann friedlich auflöste.

Nach Informationen der BI hat die FAP, zu der unter anderem Michael Kühnen, Thomas Brehl und Heinz Reisz gehören, nach den hessischen Kommunalwahlen im März ihr Hauptquartier vom südhessischen Langen nach Höchst verlegt. Bis zu 100 Neonazis würden sich nun dort wöchentlich versammeln. Der Langener FAP-„Volksvertreter“ und Landeschef der Gruppe, Reisz, spricht von einem starken Zulauf zur FAP nach den Kommunalwahlen. In Hessen bestünden mittlerweile zwölf „Kameradschaftsgruppen“. Seitdem werden in Höchst AusländerInnen ebenso wie AntifaschistInnen und Nachbarn der Kneipe belästigt, bedroht und angegriffen.

Ein „Klima der Angst“ mache sich in dem Frankfurter Stadtteil breit, berichteten AnwohnerInnen. Da maschierten Männer mit kahlgeschorenen Köpfen und Bomberjacken in unregelmäßigen Abständen nachts durch die Straßen und gröhlen „Sieg Heil“. Da würden türkische Jugenliche mit Gaspistolen beschossen. Fast regelmäßig werden die Häuserwände mit Hakenkreuzen und „Ausländer-raus„-Parolen beschmiert. AntifaschistInnen und AusländerInnen erhalten nicht selten einschlägige Drohanrufe.

Die Bürgerinitiative versucht gegen die „Kammeraden“ vom „Rübezahl“ nun vor allem mit Hilfe der Polizei vorzugehen. Selbsorganisierte Wachdienste der BI beobachten regelmäßig das nächtliche Treiben der Neonazis, in der Erwartung, diese beim Begehen von Straftaten zu erwischen und der Polizei anzeigen zu können - doch bislang weitgehend erfolglos. Zumindest sei es ihnen einmal gelungen, den „Rübezahl„-Wirt beim Autofahren ohne Führerschein zu stellen, berichtete eine Antifaschistin.

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