Ultimatum von „drüben“ war keines

■ Räumung der Wagenburg am Bethaniendamm blieb aus Die 'Wahrheit‘ behauptet: Es hat kein Ultimatum gegeben

„Gewonnen“, ruft Rainer H. (47), Sprecher der Wagenburg -BewohnerInnen am Bethaniendamm, einer eintreffenden Freundin zu. Die von DDR-Grenzposten ultimativ angedrohte Räumung des DDR-Gebiets an der Mauer blieb gestern aus. Ost -Berlin dementiert inzwischen anscheinend sogar, daß es je ein solches Ultimatum gegeben habe.

Bereits am Montag abend hatte Rainer H. telefonisch von einem Ost-Berliner Journalisten erfahren, daß es keine Räumung geben werde. „Lies morgen die 'Wahrheit'“, hatte dieser noch empfohlen. Schwarz auf weiß war dort gestern zu lesen, daß es kein Ultimatum von DDR-Seite gegeben habe. Die 'Wahrheit‘ beruft sich bei dieser Aussage auf ihren DDR -Korrespondeten. Fernsehteams von Rias TV und Spiegel TV warteten deshalb gestern umsonst auf spektakuläre Bilder. Bereits im Vorfeld hatte es zahlreiche Spekulationen gegeben, wie die DDR-Behörden die Entfernung der zwölf Bauwagen und Wohnmobile von ihrem Hoheitsgebiet technisch bewerkstelligen wolle. Vor Ort wurde sogar diskutiert, ob gar die sowjetischen Besatzungskräfte Ost-Berlin zur Hilfe eilen würde.

Nach der ganzen Aufregung wollen die BewohnerInnen der Wagenburg jetzt weiter mit dem Bezirksamt Kreuzberg verhandeln. Fünf Wohnungen in der Muskauer Straße 22 wurden den Wohnungslosen bereits zur Verfügung gestellt. Sie müssen renoviert werden und können nur für eine Übergangszeit genutzt werden. Alle anderen wollen nach wie vor in das landeseigene Haus Forster Straße 20 einziehen, das aber abgerissen werden soll.

Rainer H. rechnet nun damit, daß die DDR-Behörden nochmals Kontakt mit den BesetzerInnen aufnehmen werden, um über den Verbleib der Wohnwagen zu reden. Die mobilen Unterkünfte wollen die BesetzerInnen jedoch erst entfernt, wenn der Bezirk die Forster Straße zur Verfügung stellen würde. So und so ist die Aktion der Wohnungslosen bis zum 15. September befristet.

-guth