piwik no script img

Kaffee-Exportländer geraten in Devisen-Schwierigkeiten

■ Burundi will Selbstkostenpreis senken und diversifizieren

Bujumbura (afp) - Die Aussetzung des internationalen Kaffeeabkommens und der damit zusammenhängende Preisverfall bringen Burundi in eine schwierige Lage. Das Kaffee -Exportland rechnet mit einem Anwachsen seines Haushaltsdefizits und einem starken Absinken seiner Devisenreserven als Folge des Preissturzes auf dem Kaffeemarkt, erklärten Wirtschaftsexperten jetzt in Bujumbara. Die Reserven Burundis beliefen sich am 15. Juni auf 18,7 Milliarden Burundi-Francs (über 230 Millionen Mark) und setzen sich nach Angaben der Zentralbank aus Gold, Sichtanlagen, Fristanlagen und Sonderziehungsrechten beim Internationalen Währungsfonds und mehreren anderen internationalen Finanzinstituten zusammen.

Die neue Situation zwingt Burundi, alles daran zu setzen, seinen Kaffee, der 89 Prozent der Einnahmen des Landes erwirtschaftet, zum bestmöglichen Preis zu verkaufen. Der gesamte Exportumsatz des Landes belief sich 1988 nach Angaben der Zentralbank auf umgerechnet knapp 220 Millionen Mark - der Anteil des Kaffees betrug dabei 195 Millionen Mark - also fast so viel wie die gesamten Devisenreserven. Der Direktor der burundischen Kaffeebehörde OCIBU, Salvator Nimubona, meint jedoch, daß ein nicht kontingentierter Markt sich für Burundi als vorteilhaft erweisen könne. Dazu müsse Burundi aber ein in Qualität und Preis sehr konkurrenzfähiges Produkt anbieten, einen hochwertigen Kaffee herstellen und gleichzeitig die Produktion steigern. Burundi wird in den zwei Jahren, in denen der Kaffee-Export keinen Quoten unterliegt (1990/91 und 1991/92), voraussichtlich 35.000 bis 40.000 Tonnen Kaffee produzieren. Angesichts des Preissturzes haben die Behörden vor, den Selbstkostenpreis so weit wie möglich zu reduzieren und gleichzeitig den Herstellerpreis, der in der Regel 68 Prozent der Selbstkosten ausmacht, stabil zu halten. Der in Dar-es-Salaam erzielte Herstellerpreis beträgt derzeit 330.000 Burundi-Francs (rund 4.000 Mark) pro Tonne. Die Regierung will wegen des Ernstes der Lage nun auch Maßnahmen ergreifen, um die überragende Bedeutung des Kaffees in der Exportstruktur des Landes abzubauen. Dazu soll die schon eingeleitete Diversifizierung der Exportproduktion beschleunigt werden.

Dabei kann aber nach Ansicht des Ministers für Handel und Industrie, Bonaventure Kidwingira, kurzfristig nur der Obst und Gemüsesektor ausgeweitet werden. Die Zentralbank schätzt diesen Sektor als hoffnungstragende Marktlücke ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen