: „Deserteuren gedenken“
■ Stellungnahmen zum 45 Jahrestag des Attentats vom 20. Juli / Grüne fordern Rehabilitation von Deserteuren
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, verwies aus Anlaß des 20. Juli auf die neuen politischen Erfolge der Rechtsradikalen. Er schlug vor, einen breiten Rahmen aus allen Gruppierungen zu schaffen, die einst zu den Opfern der nationalsozalistischen Willkürherrschaft gehörten und sich gegen das unmenschliche Regime auflehnten. Dies könne „eine gemeinsame glaubwürdige Aufklärungsarbeit vor allem unter jungen Menschen ermöglichen, die sich allzu leicht von neuen Demagogen auf demokratiefeindliche politische Abwege verleiten lassen“.
Nach Ansicht der Grünen-Bundestagsabgeordneten Antje Vollmer muß an diesem Tag auch der Kriegsdienstverweigerer, Deserteure und der sogenannten Wehrkraftzersetzer im Zweiten Weltkrieg gedacht werden. Nach wie vor werde der „Alltagswiderstand“ der Deserteure und Kriegsdienstverweigerer auch in der Bundesrepublik noch als „Vaterlandsverrat“ diskriminiert. Sie seien bis heute nicht rehabilitiert, betonte Frau Vollmer.
Die Männer und Frauen des 20. Juli sind nach Worten des Berliner CDU-Chefs Diepgen auch heute noch „Trost und Hoffnung für alle Menschen“. Das Scheitern ihres Planes mache ihren Widerstand nicht sinnlos. Ihr Wille und Motive stärkten die demokratischen Kräfte überall auf der Welt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dietmar Staffelt betonte, der 20. Juli dürfe nicht zu einem „fernen, historischen Datum“ werden. Staffelt erinnerte daran, daß der 20. Juli nicht der einzige Versuch gewesen sei, den Nazis zu widerstehen. Zahlreiche Gegner des Regimes hätten bereits von Anfang an gegen die Gewalt und Willkür gekämpft und unter schwerer Verfolgung gelitten. Der stellvertretende FDP -Landesvorsitzende Stölzl würdigte den „tapferen Kampf gegen die Tyrannei“. Der 20. Juli zeige, daß der Name Deutschlands in der Welt nicht nur mit Schuld und Schande befleckt sei. Siehe auch Artikel auf Seite 24
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