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Politische Gefangene in Namibia freigelassen

Zugeständnisse zum Besuch von UN-Generalsekretär: Südafrika entläßt 24 Häftlinge / Zwei Swapo-Mitglieder bleiben im Knast  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Der Südafrikanische Generalverwalter in Namibia, Louis Pienaar, hat zum Besuch des UN-Generalsekretärs Javier Perez de Cuellar entscheidende Zugeständnisse gemacht, um den Unabhängigkeitsprozeß zu fördern. Gestern wurden endlich 24 von Südafrika festgehaltene politische Gefangene in Namibia freigelassen, nachdem Pienaar diesen Schritt trotz wiederholter Proteste wochenlang verzögert hatte. Nach einem Gespräch mit Perez am Mittwoch in Windhuk forderte Pienaar zudem Polizeibeobachter der „United Nations Transition Assistance Group“ (Untag) auf, jede namibische Polizeistreife zu begleiten, „um allgemeine Vorwürfe der Übergriffe auszuräumen“. Zahlreiche Vorwürfe waren vor allem gegen Mitglieder der Sondereinheit „Koevoet“ (Brecheisen) erhoben worden.

Pienaar hatte die Freilassung politischer Gefangener solange verzögert, bis von der südwestafrikanischen Swapo festgehaltene Gefangene freigelassen wurden. 153 ehemalige Gefangene der Swapo, darunter 20 Kinder, waren vor zwei Wochen nach Namibia zurückgekehrt. Nach ihrer Ankunft berichteten sie von schweren Folterungen, die sie in den Händen der Volksorganisation erlitten hätten. Perez de Cuellar hatte Pienaar zuvor zugesagt, sich für die Freilassung der Swapo-Gefangenen einzusetzen. Das jüngste Zugeständnis von Louis Pienaar bleibt jedoch umstritten. Zwei Swapo-Mitglieder, Leonard Sheehama und Paul Andreas, kamen nicht frei. Sheehama war nach einem von ihm verübten Bombenanschlag, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, zum Tode verurteilt worden. Der Anschlag wurde in der südafrikanischen Hafenenklave Walfischbucht verübt, also auf südafrikanischem Territorium. Seehama wartet im Zentralgefängnis von Pretoria auf seine Hinrichtung.

Andreas hatte 1987 eine Bombe in Windhuks größtem Einkaufszentrum gelegt, bei deren Explosion allerdings niemand getötet wurde. Pienaar will mit Untag-Vertretern übereingekommen sein, daß die Anschläge „vollkommen unverhältnismäßig zu ihren politischen Motiven“ seien und die beiden Swapo-Mitglieder deshalb nicht freigelassen werden könnten.

Perez will mit seinem Besuch in Namibia vor allem um neues Vertrauen für die UNO werben. In Verhandlungen mit der internationalen Organisation haben die Südafrikaner in fast allen Fällen ihren Willen durchgesetzt und kaum Zugeständnisse gemacht. Die Kritik afrikanischer Staaten hat dazu geführt, daß Perez einen afrikanischen Diplomaten als Stellvertreter für den UNO-Sonderbeauftragten in Namibia anstellen mußte.

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