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Bodenständiges Hauruck, ein Partyspaß

■ The Vandals und Mind Over im Wehrschloß

Vielleicht war es noch zu warm, oder es sollte erst richtig dunkel werden. Kann sein, daß die amerikanischen Gäste auch noch nicht genug Bier getrunken hatten, es dauerte jedenfalls bis weit nach zehn Uhr abends, als im Wehrschloß am Hastedter Osterdeich endlich die ersten Gitarrenklänge ertönten.

Mit Mind Over stellte sich eine kalifornische Band zum ersten Mal in Bremen vor. Ob das Publikum Rock, Punk und Jazz möge, wollten sie wissen, denn von allem hätten sie etwas anzubieten. Denkste. Außer zwei besonders gutaussehenden, langhaarigen Männern an der Gitarre und beim Gesang, präsentierte das Quartett eher grundsolides Musikgut von jenseits des großen Wassers.

Ganz im Stile einer Hard-Rock-Gruppe der siebziger Jahre, die mit aller Macht nun auch die Höhen des Heavy Metal Business erklimmen möchte, tobten die vier über die Bühne des Jugendfreizeitheimes. Das Cross Over Konzept war durcharrangiert mit einer Menge Breaks und Tempowechsel, doch so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Trotz erfreulich guter Abmischung und eines gut (ab-)gefüllten Veranstaltungsortes, blieb ihr Vortrag farblos.

Kommentar eines Besuchers: „Wenn die einen anderen Sänger

hätten und andere Musik machen würden, wären die richtig gut“.

Was der Durst nach bodenständiger Hauruck-Musik ausrichten kann, konnten zu mitternächtlicher Stunde The Vandals aus Watts bei Los Angeles erfahren. Schweißüberströmt und stehend k.O. mußten sie Zugabe über Zugabe geben. Dabei war das Repertoire der vier Vandalen nicht einmal spektakulär. Doch ihre Facette eines Country-and-Western-Hillbilly-Cow -Punks war genau der Partyspaß, der so manches Beinpaar pausenlos über das Parkett trieb.

Sänger David fegte rastlos über die Bühne und animierte die wogende Menge zu immer heftigeren Reaktionen.

So ein dankbares Auditorium hätte auch er schon lange nicht mehr erlebt, mußte er hinterher zugeben. „Wie willst Du auch aufhören, wenn die Leute immer mehr wollen?“

„Warum hört ihr nicht auf, wenn euch kaum jemand hören will?“, hätte später die Samba-Gruppe auf dem taz-Fest am Eisstadion mal beantworten sollen. Das Wetter war gut, die Getränke kühl, die Bratwürste genießbar. Warum geht in Bremen kaum eine Fete ohne dieses lullige Herumhauen auf Trommeln und Becken ab? Im Wehrschloß ging es doch auch. Jürgen Franck

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