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Frieden für Kambodscha?

Prinz Sihanouk und der kambodschanische Premierminister treffen sich in Paris zu Friedensgesprächen / Richtlinien für die internationale Kambodschakonferenz  ■  Von Larry Jagan

Paris (taz) - Paris ist erneut Schauplatz kambodschanischer Friedensgespräche. Heute begann das vierte Treffen zwischen dem Khmer-Führern Prinz Sihanouk, Chef der exilierten Oppositionskoalition, und Hun Sen, Premier der von Vietnam unterstützten Phnom Penher Regierung. Sihanouks Partner, die rechtsgerichtete Gruppe um Son Sann, und die berüchtigten Roten Khmer, werden morgen hinzustoßen. Die Gespräche und Mitterrands eilig einberufene internationale Kambodschakonferenz, die nächstes Wochenende in Paris eröffnet werden soll, sind nun entscheidend: Kaum mehr bezweifelt wird, daß die Vietnamesen ihre Truppen aus Kabodscha Ende September abziehen werden. Trotz der damit verbundenen Sicherheitsrisiken ist die Einhaltung des Friedenszeitplans für Phnom Penhs interne Glaubwürdigkeit und Vietnams regionale Beziehungen ausschlaggebend. „Es ist wichtig, nicht die Sympathien der kambodschanischen Bevölkerung zu verspielen“, meinte ein vietnamesicher Oberst. „Sollten wir länger bleiben, wäre das fast unmöglich.“

Aber ohne ein ausgehandeltes Friedensabkommen wächst die Gefahr der Rückkehr von Pol Pot. Trotz der gesunkenen Kampfmoral der Roten Khmer ist bei Abzug der Vietnamesen mit einer militärische Offensive zu rechnen - es sei denn, ein internationales Abkommen isoliert sie, spielt ihre politische Rolle herunter und entwaffnet ihre 30.000 Guerillakämpfer.

Viel hängt nun davon ab, ob sich die Khmer-Fraktionen heute oder morgen einigen können. Doch beide Führer sind nach den Erfahrungen früherer Treffen pessimistisch. Hun Sen hat seit den Vermittlungsbestrebungen der ASEAN-Staaten dem Prinzen wichtige, wenn auch nur symbolische Zugeständnisse gemacht: Phnom Penh ist wieder Hauptstadt von Kambodscha und nicht der Volksrepublik Kamputschea, und die Nationalflagge entspricht wieder den Entwürfen Sihanouks.

Sihanouk gibt sich jedoch wie immer hart und lehnte bezeichnenderweise in Peking die Kooperation mit Hun Sen auf bilateraler Basis kategorisch ab.

Nach wie vor liegt der Schlüssel zu einer Friedenslösung in Kambodscha bei China. Sollte China die Roten Khmer auch nach dem Abzug der vietnamesischen Truppen bewaffnen, wie Sihanouk kürzlich bemerkte, wäre ein blutiger Bürgerkrieg unvermeidlich. Einige Beobachter meinen, daß China auf Grund der internen Probleme dazu ohnehin nicht in der Lage sei. Die Kosten von Chinas eigenen militärischen Operationen waren hoch, das internationale Waffenembargo beginnt zu wirken, und die schlechte Ernte wird China zu Reisimporten zwingen. Reissendungen an die Roten Khmer werden zunehmend unwahrscheinlich.

Die Chinesen werden sicherlich noch unnachgiebiger sein, wenn es um die politische Rolle der Roten Khmer geht. Von Deng Xiaoping wird gesagt, er habe dem Prinzen mitgeteilt, daß jegliche Untergrabung der Roten Khmer eine chinesische Kriegserklärung an Sihanouk zur Folge haben würde. Dies macht eine internationale Beobachtergruppe nur noch dringlicher. Wenn der Bürgerkrieg verhindert werden soll, muß der vietnamesische Truppenabzug von einem internationalen Team beobachtet werden. Sollte dieses Team nicht innerhalb der nächsten zwei Monate vor Ort sein, könnte Indochina eine neue Phase der Gewalt bevorstehen.

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