: Südafrikanische Lobby ist gut organisiert
■ Einladungen ins Apartheidsland sind an der Tagesordnung / Die politische Willensbildung soll beeinflußt werden
Johannisburg (taz) - Von der Frankfurter Firma Hennenhofer, die den Hauptteil der PR-Reisen für die Kirchenleute arrangierte, wurden allerdings nicht nur Kirchenvertreter zu Luxusreisen nach Südafrika überredet. Auch Journalisten, Politiker aus den mittleren Ebenen der Unionsparteien, Industrielle, Polizisten und andere sogenannte Multiplikatoren erfreuen sich der Gastfreundschaft des weißen Südafrika. Günter Verheugen, SPD-Südfarikaexperte, nennt die Einladungspraxis der südafrikanischen Botschaft in Bonn „einen der wirkungsvollsten Einfälle der südafrikanischen Propaganda“. „Auf der Welt ist nichts umsonst, auch eine 'Informations'-Reise nach Südafrika nicht,“ schreibt Verheugen in seinem 1986 erschienen Buch „Aparteid“. „Von den Eingeladenen wird erwartet, daß sie ihre Erfahrungen in Südafrika für ihre politische Willensbildung verwerten und, wo nötig, den 'falschen‘ Behauptungen über Südafrika entgegentreten.“
Die Firma Hennhofer ist inzwischen aufgelöst. Doch die Einladungen zu Luxusreisen ins Land der Apartheid gibt es noch immer. Dafür sorgt eine gut organisierte Südafrika -Lobby. Die „South Africa Foundation“ in Bonn organisiert beispielsweise Austauschreisen für Studenten, die in Südafrika wiederum von der „Südfarikanisch-Deutschen Kulturvereinigung“ (SADK) betreut werden. Die SADK ist ebenfalls Gesprächspartner für andere Gäste, die auf Einladung der Apartheid-Regierung in Südafrika sind.
Die von Südafrika geschaffenen, sogenannten „unabhängigen“ Homelands - Reservate für im weißen Südafrika unerwünschte Schwarze - bedienen sich einer ähnlichen Praxis. Allen voran gibt das Homeland Bophuthatswana viel Geld für PR-Reisen aus. Letzte Woche bereisten sieben Budnestagsabgeordnete auf Einladung von Bophuthatswana dieses Gebiet. Dabei handelte es sich um Johannes Ganz (CDU), Peter Hoffkes (CSU), Eduard Lindner (CSU), Hannelore Ronsch (CDU), Dr.Klaus Lippold (CDU) und Dr.Walter Hitschler (FDP). Hans Brandt
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