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Mörderischer Angriff auf Kabul

■ Raketenangriffe der Mudschaheddin forderen 44 Tote / US-Zusage auf Waffennachschub

Kabul (dpa/taz) - Bei einem der blutigsten Raketenangriffe auf Kabul seit dem Abzug der sowjetischen Truppen am 15.Februar sind am Samstag mindestens 44 Einwohner der afghanischen Hauptstadt - darunter zahlreiche Kinder getötet worden; 124 Menschen erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen. Dies meldete der staatliche Rundfunksender „Radio Kabul“. Die Regierung und die sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ sprachen von 40 Toten und 114 Verletzten. Für den Angriff wurden die von Pakistan und den USA unterstützten Mudschaheddin-Rebellen verantwortlich gemacht.

Alleine im Dschumhuriat-Krankenhaus wurden 23 zum Teil völlig verstümmelte Leichen eingeliefert. Die Verwundeten wurden auf die dreizehn Kabuler Krankenhäuser verteilt. Den offiziellen Angaben zufolge schlugen fünf Raketen im Zentrum Kabuls ein, wo sich mehrere Ministerien und der Sitz des Ministerpräsidenten befinden. Eine von ihnen traf eine fünfstöckige Baustelle gegenüber dem Außenministerium. Alle Bauarbeiter waren sofort tot. Die Fensterscheiben des Ministeriums zersplitterten. Die sechste Rakete ging hinter dem Plaza Hotel in dem zur morgendlichen Stunde dicht bevölkerten Geschäfts- und Einkaufsviertel der Stadt nieder.

Nach dem offenkundigen Scheitern ihrer Offensive gegen die Garnisonsstadt Dschalalabad und mit der sicheren Zusage US -amerikanischer Waffenlieferungen im Rücken haben die Mudschaheddin in letzter Zeit ihre Raketenangriffe auf Kabul und andere Städte wieder verstärkt. Erst vor einer Woche waren bei der Explosion einer Autobombe zehn Menschen getötet und 54 verwundet worden. Am 10.Juli hatte ein Raketenangriff auf die afghanische Hauptstadt 20 Tote und 131 Verletzte gefordert. Einer der Führer der Widerstandskämpfer, Abdul Haq, hatte die Kabuler Regierung dagegen beschuldigt, die Angriffe selbst anzuordnen und die Schuld auf die Mudschaheddin zu schieben.

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