: Südafrika-Safaris für Kirchenmänner
Führende Mitglieder der EKD lassen sich vom Botha-Regime Vergnügungsreisen ans Kap bezahlen ■ Von Vera Gaserow
Berlin (taz/dpa) - Während kirchliche Gruppen Boykottkampagnen gegen das südafrikanische Apartheidregime organisieren und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland mit zahllosen Beschlüssen die Politik der Botha -Regierung ächtet, lassen es sich führende evangelische Kirchenpolitiker weiterhin wohl sein an den Traumstränden des Kaps. Und wenn kirchliche Gruppen fordern, der staatlichen südafrikanischen Fluggesellschaft die Landerechte für die Bundesrepublik zu entziehen, sitzen einige Kirchenmänner samt Gattinnen im Jet Richtung Johannesburg, um dort auf Kosten der südafrikanischen Regierung einen Luxus-Urlaub mit Safari-Abenteuer zu genießen.
Obwohl diese Public-Relations-Reisen des Rassistenregimes seit Jahren in der Kirche heftig umstritten sind, ließen sich nach Informationen des 'Spiegel‘ noch im letzten Jahr drei EKD-Synodale ihren Urlaub von der südafrikanischen Regierung finanzieren. Zu den Gästen des Apartheidstaates gehörten laut 'Spiegel‘ nicht nur Ratsmitglieder der EKD, sondern auch Redakteure kirchlicher Pressedienste und evangelischer Akademien. Die jetzt im 'Spiegel‘ namentlich aufgeführten Südafrika-Reisenden gelten in Kirchenkreisen als „die altbekannten rechten Paradepferde der EKD“. Mit begeisterten Dankesschreiben, Artikeln und Vorträgen honorierten etliche der Eingeladenen die mehrere tausend Mark teuren Gratistouren und fühlten sich fortan bestärkt in ihrem Kampf gegen die Anti-Apartheid-Gruppen in den eigenen Reihen.
„Bereichert, belehrt und angeregt“ sei er aus Südafrika zurückgekommen, schwärmte 1986 z.B. der Präsident der Klosterkammer Hannover, Prof.von Campenhausen, sei er doch „fabelhaft zur Jagd eingeladen worden und habe davon gern Gebrauch gemacht.“
Arrangiert wurden diese PR-Reisen für die rechtslastigen Kirchenmänner zumeist von der im Taunus ansässigen PR -Agentur Hennenhofer, die auch andere Meinungsführer aus der Bundesrepublik mit Gratisreisen hofiert (s. Kasten Seite 4). Die „Hennenhofer-PR“, die inzwischen aufgelöst wurde, bekam ihre Gelder als Propaganda-Agentur direkt von der südafrikanischen Regierung. Als sie vor zwei Jahren ihre Arbeit einstellte, übernahm eine andere Agentur, die Bonner „Südafrika Stiftung“, die Organisation die Bestechungsreisen.
Daß rechtslastige prominente Kirchenpolitiker teilweise
gleich mehrfach auf Kosten der südafrikanischen Regierung
Urlaub machten, ist seit Anfang der 80er Jahre ein ständiger innerkirchlicher Konflikt. Als 1981 bekannt geworden war,
daß führende Vertreter der EKD und verschiedener
Landeskirchen per „Hennenhofer“ gratis nach Südafrika
gereist waren, beschloß der Rat der Evangelischen Kirche
jedoch lediglich, daß zumindest Hauptamtliche der EKD
-Dienststellen nur noch mit Auftrag Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 8
und mit Kostenerstattung der EKD nach Südafrika reisen dürften. Für die Mitglieder der Synode der EKD und Kirchenpolitiker außerhalb der EKD-Dienststellen galt dieser Beschluß jedoch nicht. In den letzten Jahren war es auch eher ruhig geworden um die umstrittenen Reisen ans Kap. Der Sprecher der EKD, Peter Kollmar, bezeichnete die jetzt wieder in die Öffentlichkeit gerückten Reisen ausnahmlos als Privatangelegenheiten der betroffenen Per
sonen. An der offiziellen Haltung der EKD gegen das Apartheidregime in Südafrika würde sich deswegen nichts ändern. Die Privatreisen einzelner EKD-Mitglieder seien zwar bekannt gewesen, nicht aber deren direkte Finanzierung durch Südafrika.
Daß prominente Kirchenmänner ihre „ganz privaten“ Vorlieben für das Urlaubsland am Kap entdeckt haben, hat nach Auskunft des Südafrikanischen Kirchenrates (SAAC) „schon zu schweren Konflikten geführt“. „Wir haben immer vor dieser Praxis gewarnt“, erkläte Dr.Wolfram Kistner, ein Sprecher des SAAC. Schon 1981 hatte der SAAC beschlossen, alle Besucher, deren Reise direkt oder indirekt von der südafrikanischen Regierung bezahlt werden, nicht mehr als kichliche Besucher anzuerkennen.
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