: Sinn & Unsinn-betr.: Berichterstattung über den Flug der sowjetischen MIG-23 in ein belgisches Haus
betr.: Berichterstattung über den Flug der sowjetischen MIG -23 in ein belgisches Haus
In Berichterstattung und Kommentarspalten über den Irrflug der MIG-23 ist merkwürdigerweise ein Aspekt ausgespart, der dort unbedingt hingehört: die Diskussion über Sinn und Unsinn der Tiefflüge über der Bundesrepublik.
Die Faktenlage: die MIG-23 fliegt in etwa 12.000 Metern Höhe, in relativ niedriger Geschwindigkeit (400 kn) von Polen kommend auf die Bundesrepublik zu. Die Nato-Radars sehen die Maschine rechtzeitig. Als sie die bundesdeutsche Grenze überquert, schickt das zuständige Nato-Luftkommando zwei US-F-15-Abfangjäger aus Holland (!) auf die Jagd. In der Nähe von Rheine (Westfalen) wird der Sowjet-Jet „gefunden“ und eskortiert.
Nun hört man seit Jahren, daß es Sinn und Zweck der vielerorts als Terror empfundenen Tiefflüge über der Bundesrepublik sei, in den hiesigen Luftraum eindringende feindliche Flugzeuge im Luftkampf zu zerstören. Wenn nun eine langsame, hochfliegende Feindmaschine erst dann gestellt werden kann, wenn sie bereits große Teile der Bundesrepublik überflogen hat: müßten dann nicht tieffliegende gegnerische Bomber, mit Schallgeschwindigkeit und mehr, schneller im Ruhrgebiet sein als die Nato-Piloten in ihrem Cockpit? Wozu wird dann eigentlich noch Tiefflug geübt, wenn er zur „Verteidigung“ und „Sicherung der Lufthoheit“ völlig sinnlos ist?
Und: haben die Bürgerinitiativen nicht etwa doch Recht, wenn sie sagen, der Tiefflug sei rein offensiv und diene zur Durchführung von Angriffsschlägen in das gegnerische Hinterland?
Jochen Lange, Öttingen
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