: Grünes Licht für Pilotkonditionierungsanlage
Der DWK-Aufsichtsrat erteilte gestern den Auftrag für die umstrittene PKA / Geplanter Kostenpunkt: 400 Millionen Mark / Noch kein Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung zugunsten direkter Endlagerung / Gorlebener Gemeinderat kann Zustimmung verweigern ■ Von Gerd Rosenkranz
Berlin (taz) - Die um ihr Hauptprojekt in Wackersdorf betrogene Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) hat nach vierjähriger Planung endgültig grünes Licht für die umstrittene Pilotkonditionierungsanlage (PKA) in Gorleben gegeben. Der DWK-Aufsichtsrat erteilte während seiner gestrigen Sitzung in Hannover den Auftrag über das 400 Millionen Mark schwere Projekt.
Die Entscheidung über die Anlage, in der nach offiziellen Angaben abgebrannte und lecke Brennelemente aus bundesdeutschen Atomkraftwerken ohne Wiederaufarbeitung für die sogenannte direkte Endlagerung vorbereitet werden sollen, war den AKW-Entsorgern nicht mal ein Presseerklärung wert. Schließlich sei die Pilotanlage eine „alter Hut“, meinte DWK-Sprecher Klaus-Dieter Feyer. Die Stromkonzerne wollen unter allen Umständen den Eindruck vermeiden, daß die Gorlebener Pilotanlage mit einem geplanten Jahresdurchsatz von 35 Tonnen „Schwermetall“ nach dem Aus in Wackersdorf als allmählicher Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung und Einstieg in die von der SPD seit Jahren favorisierte direkte Endlagerung verstanden wird. Bayernwerk-Chef Jochen Holzer betonte, in Gorleben solle lediglich die Technik der Direktendlagerung weiterentwickelt werden. Sie sei jedoch nur ein zusätzliches und kein alternatives Konzept zur Wiederaufarbeitung. Im Ausland, insbesondere in Frankreich, hatten sich in den vergangenen Monaten Hinweise verdichtet, daß künftig auf die aufwendige und teure Wiederaufarbeitung zunehmend zugunsten direkter Endlagerung verzichtet werden soll.
Auch für die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg geht es bei der geplanten „Mehrzweckanlage“ weniger um Konditionierung und direkte Endlagerung als um die Behandlung aller Arten von atomarem Problemmüll. Dabei werde die Emission großer Mengen radioaktiver Stoffe, insbesondere von Tritium, Krypton und Jod, in Kauf genommen. Die gestrige Entscheidung des DWK-Aufsichtsrats bezeichnete BI-Sprecher Wolfgang Ehmke als „wenig überraschend“.
Umstritten ist vor allem ein in der PKA angestrebtes Konditionierungsverfahren, in dessen Verlauf die hochaktiven abgebrannten Brennelemente zersägt und anschließend in sogenannte Pollux-Kokillen verpackt werden sollen. Der traditionell atomfreundliche Gorlebener Gemeinderat hatte sich deshalb im Verlauf des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens gegen die PKA ausgesprochen. Nach Angaben von Ehmke kann der Gemeinderat, der dem Bau nach wie vor nicht zugestimmt hat, das Projekt über den Bebauungsplan von 1981 bremsen. Damals wurden im Zusammenhang mit dem Gorlebener Brennelementezwischenlager weitere industrielle Anlagen für das vorgesehene PKA-Gelände explizit ausgeschlossen. Die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat der Atombehörde seien jedoch auch in dieser Sache „nicht eindeutig“, meinte Ehmke.
Bereits im Juni hatte die DWK zehn Millionen Mark für „Vorfertigungsmaßnahmen der PKA-Baustelle“ (Feyer) freigegeben. Dabei könne es sich unter anderem um die Erweiterung des Schutzwalls und der Zäune des benachbarten Zwischenlagers handeln, glaubt Ehmke. Und: „Wir richten uns darauf ein, daß wir ab September praktisch gefordert sind.“
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