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GEW fordert „interkulturelle Erziehung“

■ Politischer Rechtsruck im Unterricht/ Deutschlandkarten mit Grenzen von 1937 in der Schule

München (taz) - „Ein Drittel der Schüler ist aus der Situation heraus anfällig für das Gebräu Schönhuber“, erklärte gestern der Vorsitzende der bayerischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Peter Kurz, vor Journalisten in München. Daneben existiere aber auch eine „kleine Minderheit tatsächlich bereits faschistischer Schüler“, so Kurz. Diese zahlenmäßig kleine Gruppe in den letzten Volksschulklassen sei auch durch Aufklärungsarbeit nicht mehr zu erreichen. „Die Erfolge einer Partei, die sich 'Die Republikaner‘ nennt, und das Wiedererstarken alten und neuen nationalistischen und ausländerfeindlichen Denkens müssen für alle demokratischen Kräfte eine Herausforderung bedeuten“, betonte Kurz. Um an den Schulen eine Erziehung zu Solidarität und Toleranz zu fördern, will die GEW im kommenden Schuljahr einen Ideenwettbewerb ausschreiben. Eine Erziehung zur Völkerverständigung dürfe jedoch nicht die Sache von Ausnahmeprojekten sein. Aus diesem Grund fordert die Gewerkschaft „interkulturelles Lernen als durchgängiges Unterrichtsprinzip“. Vor allem die ausländischen Eltern sollen stärker einbezogen und bewußt in den Elternbeirat gewählt werden. Bayern soll endlich auf die immer noch üblichen Ausländerklassen, die verschleiernd als „muttersprachliche Klassen“ bezeichnet werden, verzichten.

Seit kurzem werden auch an bayerischen Schulen Landkarten verteilt, die Deutschland bis zur Gegenwart in den Grenzen von 1937 zeigen. Das für den Unterricht bestimmte Wandplakat wurde von dem erzkonservativen Würzburger Völkerrechtler Dieter Blumenwitz ausgearbeitet. Vertrieben werden die Karten von der bayerischen Landeszentrale für politische Bildung und bundesweit vom Bonner Gesamtdeutschen Institut. Auf einer dieser Karten werden Pommern, Schlesien und Ostpreußen als „Ostgebiete des Deutschen Reiches, Stand 31.12.1937“ eingezeichnet, die Staatsgrenze Polens ist dagegen nicht erkennbar. Berlin wird auf den Karten vor 1939 als Hauptstadt doppelt unterstrichen, Bonn jedoch nur mit einer unterbrochenen Doppellinie. Im dazugehörigen Text versucht Blumewitz zu untermauern, daß Deutschland in den Grenzen von 1937 fortbesteht.

lui

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