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Vier Monate lang tot in der Wohnung

■ 63jährige Bremerin starb unentdeckt / Nachbarn hatten nichts gemerkt

Vier Monate lang lag eine 63jährige Bremerin tot in ihrer Wohnung in der Schwachhauser Heerstraße, ohne daß Nachbarn aufmerksam geworden wären. Obwohl Post und Zeitungen aus dem Briefkasten der 63jährigen quollen, hatte niemand nach der Nachbarin gefragt. Nachdem Strom-und Telefonrechnungen nicht mehr bezahlt wurden, legten Post und Stadtwerke die Leitungen einfach still.

Am Dienstag hatte er Eigentümer des Mehrfamilienhauses schließlich von einem Schlosser die Wohnung aufbrechen lassen.

Dabei wurde die Leiche der alleinstehenden Frau im Schlafzimmer gefunden. Sie war vermutlich bereits Anfang März gestorben. Neben ihr lag noch ein auf diesen Tag datierter Einkaufszettel. Die Todesursache ist kaum noch zu ermitteln, da die Leiche bereits teilweise skelettiert ist.

Der Wohnungseigentümer und die Nachbarn waren davon ausgegangen, daß die Frau für längere Zeit verreist war. Beim Blick von einem am Haus stehenden Baugerüst war nur das Wohnzimmer einsehbar, in dem die Postermöbel mit Tüchern vor der Sonne ge

schützt waren. Geruch drang nicht aus der Wohnung, die gründlich gegen Zugluft abgedichtet ist. Erst als der Hauseigentümer feststellte, daß der Schlüssel von innen in der Wohnungstür steckte, ließ er sie aufbrechen. Die Tochter der 63jährigen lebt in Bremen.

Von alten Menschen, die unentdeckt in ihren Wohungen sterben, wird die Polizei mindestens einmal jährlich informiert.Eine vier Monate lange Frist bis zur Entdeckung sei jedoch „äußerst selten“ sagte ein Polizeisprecher.

dpa/taz

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