: Tower an Pilotin Anne: Achtung Absturzgefahr
■ Jugendsenatorin Anne Klein bedauert ihre Teilnahme am Pilotenspiel / Der amtierende Bürgermeister telefonierte sich die Finger wund nach Fuertoventura
Jugendsenatorin Anne Klein hat sich mit ihrer gestrigen Erklärung zum „Pilotenspiel“ einen Bärendienst erwiesen. Kurz, knapp und lapidar ließ sie aus Fuertoventura mitteilen, sie „bedauere“ ihre damalige Teilnahme an dem zwielichtigen Spiel. Heute betrachte sie die Teilnahme „außerordentlich kritisch“. Die möglichen negativen Auswirkungen hätten gezeigt, daß diese Spiele „nicht als harmlos“ zu betrachten seien. Mit diesen wenigen Sätzen hat sie es sowohl dem Senat als auch der sie tragenden Partei schwer gemacht, sie gegen die heftigen Attacken der Opposition zu verteidigen.
Nachdem bekanntgeworden war, daß sich Anne Klein 1987 unter dem Decknamen „Zora“ am Pilotenspiel beteiligt hatte, wartete man gestern bei Senat, AL und SPD gespannt auf ihre Stellungnahme. Warum sie allerdings für diese dürren Sätze eineinhalb Tage gebraucht hat, blieb unklar. Die AL begrüßte offiziell die Stellungnahme von Anne Klein, beklagte sich jedoch über die lange Wartezeit. Hinter den Kulissen war man jedoch durchaus sauer über die Senatorin. Man habe sich „etwas mehr Klarheit“ gewünscht. Zum Beispiel über die Frage, ob sie tatsächlich 24.000Mark gewonnen und was sie mit dem Geld gemacht habe. Auch zu dem Vorwurf, den der CDU -Abgeordnete Wienhold erhoben hatte, sie sei die Initiatorin des Spiels, hätte Frau Klein Stellung nehmen sollen. Stattdessen enthüllte gestern Senatssprecher Kolhoff weitere Details. Wienhold habe ihm mitgeteilt, sagte er gestern, daß während der maßgeblichen Party im Juni '87, von der die „Passagierliste“ stamme, auf der „Zora“ aufgeführt wird, eine dpa-Meldung verteilt worden wäre, in der die Staatsanwaltschaft das Pilotenspiel als nicht illegal bezeichnete.
Gestern, nachdem er am Vormittag endlich Gelegenheit hatte, mit Frau Klein zu sprechen, versuchte sich auch der amtierende Regiermeister in der Bewertung der Klein'schen Leidenschaft. Es sei ein „Fehler“, meinte Verkehrssenator Wagner, daß die Jugendsenatorin am Pilotenspiel teilgenommen habe. Zu den Rücktrittsforderungen von CDU-Generalsekretär Landowsky und der Jungen Union sagte er nichts. Senatssprecher Kolhoff sagte bloß, man solle aus dem „Sommertheater kein Drama“ machen. Doch gerade die dünne Erklärung, die sowohl Anne Klein als auch der Senat dazu abgegeben haben, läßt für dramatische Wendungen dramaturgische Spielräume. CDU-Generalsekretär Landowsky hält die Senatorin für „ungeeignet, junge Menschen von Spielsucht abzuhalten und Familien zu schützen“. Die Rücktrittsforderung der „Republikaner“ durfte nicht fehlen. Was bei der CDU noch mit einem „angeblich“ versehen war, wurde hier zur Realität. Carsten Pagel nannte Anne Klein eine „stadtbekannten Zockerin“. Es sei eine „böse Ironie“, daß gerade sie Jugendliche aus Spielhallen fernhalten solle. Die CDU will aus der Geschichte gar einen bundesweiten Skandal machen. Sie trieb einen Hinterbänkler aus dem Bundestag auf, der glaubt, daß es „nicht angehen kann, daß eine Jugendpolitikerin ihren Lebensunterhalt durch Spieleinnahmen bestreitet.
Lächerlich? Mag sein, aber, und da sei ein langjähriger Beobachter der politischen Szenerie im Rathaus Schöneberg zitiert: „In Berlin sind Senatoren schon über kleinere Brocken gestolpert.“ b
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