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Springer übernimmt großen Fachzeitschriften-Verlag

■ Vorstandschef: Unser Haus driftet „unverrückbar“ nicht nach links ab

Berlin (dpa) - Der Axel Springer Verlag übernimmt die amerikanische Medical Tribune-Gruppe. Sie war Anfang der sechziger Jahre von dem 1987 gestorbenen Verleger Arthur Sackler gegründet worden. Das neue Auslandsengagement teilte der Vorstandsvorsitzende Peter Tamm am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Berlin mit.

Die Medical Tribune zählt zu den weltweit führenden Fachzeitschriften im medizinisch-pharmazeutischen Bereich und hat einen Gesamtumsatz von 100 Millionen DM. Sie erscheint unter anderem in den USA, Japan, der Bundesrepublik, der Schweiz, in Österreich, Frankreich und Südostasien. Daneben publiziert die Verlagsgruppe über 50 weitere Titel in Form von Fachzeitungen, Fachzeitschriften und Fachbüchern. Sie werden in mehr als 30 Ländern vertrieben.

Als Gründe für die Übernahme nannte Tamm die Verstärkung des Engagements im deutschen Fachzeitschriftenmarkt, wo es noch keine kartellrechtlichen Restriktionen gebe, sowie Investition in eine Gruppe, die sowohl national wie auch international tätig sei. Man wolle auch die Entwicklungschancen für medizinisch-pharmazeutische Publikationen nutzen und die Informationsquelle für die eigenen Objekte verwenden.

Für das laufende Geschäftsjahr stellte Tamm ein „gutes Ergebnis“ in Aussicht. Er unterstrich zugleich, wie schon der Aufsichtsratsvorsitzende Prof.Bernhard Servatius vor ihm, daß die politische Grundposition des Springer Verlages unverrückbar feststehe. „Niemand will sie revidieren“, sagte Tamm unter Bezug auf Berichte, wonach das Haus nach links abdrifte und seine gewachsene Identität gefährde.

Tamm teilte mit, daß ein vor wenigen Tagen gegründetes „Forum für Deutschland“ Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Publizistik zu internationalen Diskussionsrunden über die deutsche Frage in Berlin zusammenführen soll. Die deutsche Frage sei durch den Abrüstungsprozeß, die europäische Integration und die Reformpolitik im Ostblock noch aktueller geworden.

Der Springer-Konzern hatte 1988 einen Umsatz von 2,84 Milliarden DM erzielt. Aus dem Bilanzgewinn von 40,8 Millionen DM wird erneut eine Dividende von zwölf DM ausgeschüttet, was 24 Prozent auf das Grundkapital von 170 Millionen DM entspricht.

Die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik hält 40,1 Prozent am Axel Springer Verlag, die italienische Verlagsgruppe Poligrafici Editoriale (Bologna) zehn Prozent. Beide sind in einem Stimmenpool zusammengefaßt, so daß sich eine Kapitalmehrheit von 50,1 Prozent ergibt.

Siehe auch Seite 4

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