„Chef-Pilotin“ Anne Klein bedauert

■ Berliner Senatorin für Frauen, Jugend und Familie bedauert, an dem „Piloten„-Glücksspiel teilgenommen zu haben / Senat mit der Erklärung zufrieden / Opposition fordert Rücktritt

Berlin (taz) - Die Berliner Jugendsenatorin Anne Klein tat gestern Abbitte. Sie bedauere ihre Teilnahme an dem sogenannten „Pilotenspiel“, ließ sie per Presseerklärung verlauten. Obwohl das Spiel nach obergerichtlicher Rechtsprechung kein Glücksspiel sei, betrachtet sie es heute als „nicht harmlos“.

Lange eineinhalb Tage hat es gedauert, bis Frau Klein, die sich derzeit auf Fuerteventura sonnt, diese dürren Zeilen verfaßte. In Berlin tobt derweil die Schlammschlacht gegen die von der AL gestellte Senatorin für Frauen, Jugend und Familie. Im Sommer 1987 hat Anne Klein unter dem Decknamen „Zora“ an dem sogenannten Pilotenspiel teilgenommen. Das Kettenspiel baut darauf auf, daß man Dumme findet, die 3.000 Mark dafür zahlen, daß sie in einem „Flugzeug“ als „Passagier“ aufgenommen werden. Hat man acht beisammen, ist man Pilot und um 24.000 Mark reicher. Daß Anne Klein dies getan hat, enthüllte der CDU-Abgeordnete Wienhold.

Inzwischen fordert nicht nur die Junge Union Kleins Rücktritt, sondern auch der CDU-Generalsekretär Landowsky. Die Fraktionen von SPD und Alternativer Liste hielten Krisensitzungen ab. Der stellvertretende Regierende Bürgermeister, Verkehrssenator Wagner, führte, nachdem er der persönlichen Referentin endlich die Telefonnummer der Senatorin entrissen hatte, mit ihr ernste Gespräche. Gestern erklärte er dann, ihre Teilnahme am Pilotenspiel sei ein „Fehler“ gewesen. Gerade ihre eigene Partei aber war gestern nicht grade gut auf die Senatorin zu sprechen. Offiziell wurde nur kritisiert, daß sie sich so spät zu den Vorwürfen geäußert habe, allerdings gab es auch Stimmen, die meinten, Anne Klein hätte sich deutlicher von ihrem damaligen Spielerglück distanzieren müssen. Vor allem habe sie nichts dazu gesagt, was sie mit dem Geld gemacht habe. Etwas hilflos fordert die AL eine „kritische öffentliche Diskussion um Spiele und Spielsucht“. Insbesondere die Jugendsenatorin sei gefordert, diese offensiv zu führen das sei aber nicht als Resozialisierungsmaßnahme gedacht.

bf