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BÄNG YOUR HEAD!

■ Mondo Credo mit „Blockhead Riot“ im Schwuz

Die taz wird offensichtlich in der Schweiz nicht gelesen, zumindest nach Aussagen des Kartenabreißers, und soweit es seinen Sozialisationsort Basel betrifft. Er ist jedoch gutwillig und läßt mich trotzdem rein ins Homohome, wo mann seinen mann an kleinen Tischchen oder breitwandigen Polsterbänken sitzend kennenlernen oder pflegen kann, heute jedoch erweitert durch veranstaltungshungriges weibliches Publikum.

Auftritt Priscilla B. als Hard Hearted Hannah, eine Mischung aus Schwarzwaldmädel und Pistolenjenny, mit ebenso eindrucksvollen Songs. Priscilla interpretiert und kolportiert Westernkitsch vor Kerzenlicht und papiernem Treppenaufgang, und wird zum Streitpunkt zweier Cowboys mit papierner Riesenkrempe. Dann folgt Plot auf Plot, merkwürdige Modenschauen mit gewagten Kleidern und Hüten aus Haus-, Heim-, Müllrequisiten. Am besten kommt der ausladende rechteckige Hut mit kleinstädtischer Landschaft. Anmutig flieht Celia vor dem Pappflieger, gesteuert von Garland, um ihre kleinen Häuschen zu schützen - Tiefflugdramatik, die das Katastrophenbedürfnis besser als die Tagesschau bedient.

Auch die schon aus früheren Performances bekannte Riesenpuppe Reverend I.B. Good schreckt, wie gerade dem amerikanischen TV entsprungen, das Publikum. Datscht die unschuldige Modeglatze eines Zuschauers „for tscheesääs“ ab, schimpft und lobt und appelliert immer wieder, es ihr gleichzutun, den eigenen Knautschkopf am Boden zu zermantschen, „bänging for tscheesääs“. Eine gläubige Hausfrauenpuppe wird von ihr so zerbängt, daß der Kopf wieder ausgedellt werden muß, bis die Gründe der masochistischen Tiefenschichten im Publikum ausgelotet sind. Der erste Akt endet mit Sommerunterhaltung a la „Spiel ohne Grenzen“: Die „absolute Wassershow“, pompös untermalt, wird von den drei Akteuren mit dem nötigen Ernst und der entsprechenden Zielstrebigkeit zwischen Plastikbechern, kohlensäurefreiem Mineralwasser, Spuck- und Ordnungsbedürfnis ausgefochten, bis die Bühne unter Wasser steht.

Im zweiten Akt wirds ernst. Mondo Credo führt den dramatischen Entwicklungsroman von „asshole Larry the Slimeface“ auf. Ein zweidimensionaler, untersetzter Rüpel wie du und ich, der mit beiden behaarten Beinen in der schwarzen Scheiße steckt, kämpft gegen den Unbill des Lebens. „The Fall and fall of Larry“ ist wie immer bei Mondo Credo ganz konkret und ganz symbolisch: irgendwann kann Larry, von seinen Freunden gelinkt, nicht mehr aufstehen, liegt drei Tage lang in der eigenen Scheiße, bis eine wahre Freundin kommt und ihn zur Strafe in einen Horrorzoo aus Freaks mitnimmt, eine absurde Wunderwelt aus Riesenpapierwesen, von Celia, Garland und Priscilla geführt, die kreuz und quer über die Bühne tanzen, Glieder und Körper verlieren, bis sie Larrys und unser kleines Fernsehbewußtsein sprengen.

„Blockhead Riot“ bietet die letzte Gelegenheit, Mondo Credos Nachtschattengewächse aus der Welt der Videoclips zu sich zu nehmen, bevor Garland Sidney und Celia Szabo-Imrey wieder im Herbst ins amerikanische Kulturimperium zurückkehren.

DoRoh

„Blockhead Riot“ heute und morgen, 21Uhr im Schwuz, Hasenheide54

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