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Weder "optimal" noch "maximal"-betr.: Artikel und Kommentar zum "Mädchenhauskrach", taz vom 29.6.89

Betr.: Artikel und Kommentar zum „Mädchenhauskrach“, taz vom 29.6.

Zweimal ist in dem Kommentar von B. Fehrle von „maximal“ die Rede, einmal wird die Pressesprecherin der Frauensenatorin, G. Köpke, mit dem Wort „optimal“ zitiert, jeweils im Zusammenhang mit dem von uns geplanten Mädchenhaus. Wir stellen noch einmal fest: Der von uns vorgelegte Finanzierungsplan ist weder „optimal“ noch „maximal“. Der genannte Bedarf von 15 Mädchenhausplätzen bei zwei Mitarbeiterinnen pro Schicht ist Ausdruck des absoluten Minimums.

„Da kommt ein Projekt daher...“, sagt Frau Köpke im Stil der Sozialamts- oder ArbeitsamtsvertreterInnen, die immer meinen, frau wolle ihnen ihr Privatgeld aus den Taschen ziehen. „Kommt daher“ klingt nach dahergelaufen (spinnig, schlecht überlegt, unvernünftig). Wir haben dieses Projekt in 7.000 Stunden - wie immer unbezahlter Frauenarbeit entwickelt, nicht, weil wir der armen Frau Klein ihr Geld aus der Tasche ziehen wollen, sondern weil alle Frauen und Mädchen wissen, daß ein Mädchenhaus notwendig ist.

Die Erfahrung der Mädchenhäuser in anderen Städten, aber auch der Frauenhäuser und vieler anderer Einrichtungen für Jugendliche hier, zeigen deutlich, daß ein Bedarf von 15 Plätzen eher zu niedrig angesetzt ist, als das frau ihn als „optimal“ bezeichnen kann. Von „Sachzwängen“ ist bei der taz und bei Staatssekretärin Hentschel immer wieder die Rede. Wir meinen, wenn dieser „Frauensenat“ und besonders die AL eine Poltik machen wollen, die nicht frauenfeindlich ist wie bei den vorherigen Regierungen, dann müssen die „Sachzwänge“ hinter den Interessen der Frauen zurückstehen, nicht umgekehrt. Wo bleiben eigentlich die Sachzwänge bei dem 300 Millionen Mark teuren Polizeineubau?

Mädchenhausinitiative

dito:

Ende letzten Jahres eröffnete „Wildwasser e.V.“ die Zufluchtswohnung mit sechs Plätzen für Mädchen, die von sexuellem Mißbrauch betroffen sind. Der Personalschlüssel mit 2,5 festangestellten Mitarbeiterinnen für die „Rund-um -die-Uhr-Betreuung“ und zwei ABM-Kräften für nachbetreuende Aufgaben ist so unzureichend bemessen, daß sich dieser Projektbereich seit dem Bestehen in einer chronischen Krisensituation befindet:

-Jede Mitarbeiterin hat in wenigen Monaten zwischen 100 und über 200 Überstunden geleistet, für die weder Bezahlung noch Freizeitausgleich gewährleistet sind.

-Dadurch, daß wir während der Dienste ausschließlich allein arbeiten, können wir die Mädchen selten zu wichtigen Außenterminen begleiten, obwohl uns klar ist, daß dies für sie eine Überforderung bedeutet.

-Die Zeit für Absprachen im Team ist so knapp bemessen, daß eine gemeinsame Planung von Arbeitsschritten nur unzureichend möglich ist.

-Wir haben uns schon oft überlegt und überlegen immer wieder, ob wir die Zufluchtswohnung überhaupt noch offen halten können.

-Diese starke und permanente Arbeitsbelastung hat schon seit längerem eine Erhöhung krankheitsbedingter Arbeitsausfälle zur Folge, was unsere schwierige Arbeitssituation noch verschlimmert.

Trotz der jetzt bewilligten drei weiteren Stellen ist es immer noch nicht möglich, eine einfache Rund-um-die-Uhr -Betreuung vollständig abzudecken.

Wir unterstützen deshalb alle Forderungen der Mädchenhausinitiative. Unsere Erfahrungen zeigen, daß diese Forderungen nicht nur berechtigt sind, sondern daß anders eine pädagogisch vertretbare Arbeit mit Mädchen in Krisensituationen nicht geleistet werden kann.

Die Mitarbeiterinnen der Zufluchtswohnung von „Wildwasser“

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