Leichter über die Mauer

■ Am kommenden Dienstag treten die von Momper und Honecker vereinbarten Reiseerleichterungen in Kraft

Der „Sprung über die Mauer“ fällt ab kommenden Dienstag leichter als bisher. Ab ersten August treten nämlich Reiseerleichterungen in Kraft. Mit den sogenannten Mehrfachberechtigungsscheinen sind dann spontane Reisen nach Ostberlin und in die übrige DDR einfacher möglich als bisher. Die Einreisegenehmigungen für Tagesbesuche und Reisen mit einer Übernachtung werden von den DDR-Behörden künftig unmittelbar an den Übergängen ausgestellt. Diese Erleichterung, die den bisher notwendigen Gang zu einem der fünf Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in West -Berlin erspart, hatte DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper (SPD) bei einem Treffen im Juni zugesagt.

Wie bisher können bei den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in West-Berlin aber auch Einzelberechtigungsscheine beantragt werden. Die sogenannten Mehrfachberechtigungsscheine gelten künftig für ein Jahr. Die bisher nur für sechs Monate geltenden Scheine können bis zum Ablauf der Gültigkeitsdauer weiter benutzt werden. Am Übergang müssen die Besucher künftig nur noch mündlich erklären, ob sie einen Tagesbesuch unternehmen oder bei dem Besuch übernachten wollen. Der Senat erwartet nach den Worten seines Sprechers Werner Kolhoff, daß die BerlinerInnen die neuen Regelungen für mehr Spontanbesuche nutzen würden. Durch die neue Bestimmung sei die Einreise wesentlich leichter geworden als bisher.

Die Genehmigung für Tagesbesuche wird nach den neuen Bestimmungen für die gesamte DDR und Ostberlin ausgestellt. Der Aufenthalt dabei ist bis zwei Uhr nachts erlaubt. Für die Aus- und Einreise muß wie bisher derselbe Übergang benutzt werden. Übernachtungen sind in Ostberlin sowie in den Bezirken Potsdam und Frankfurt/Oder möglich. Ein Aufenthalt in anderen Bezirken der DDR ist nicht gestattet. Die Ausreise muß bis 24.00Uhr des folgenden Tages erfolgen. Dafür können unterschiedliche Übergänge benutzt werden.

Zu den von Honecker zugesagten Erleichterungen gehört auch, daß Westberliner künftig Hunde, Katzen und Vögel bei ihren Besuchen mitnehmen können. Bei der Einreise ist eine Kontrolle vorgeschrieben. Von der DDR werden dafür bei Hunden und Katzen je Tier zwei Mark als Gebühr erhoben. An Sonn- und Feiertagen gilt die doppelte Gebühr. Weiterhin nicht gestattet wird von der DDR die Einreise mit Fahrrädern und Motorrädern. Auch der Mindestumtausch von 25 Mark pro Tag bleibt.

taz/dpa