Schwarz-weiße Schere in den USA

■ Die Lage der Schwarzen wird immer düsterer /Studie des Nationalen Forschungsrates in Washington veröffentlicht / „Erblast von Diskriminierung und Rassentrennung“

Washington/Berlin (wps / ap / taz) Den schwarzen AmerikanerInnen geht es sozial und wirtschaftlich zunehmend schlechter als den Weißen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Ausschusses des Nationalen Forschungsrates, die am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde. Darin heißt es, die Kluft zwischen Schwarzen und Weißen habe sich zwar in den 40er und 60er Jahren aufgrund des allgemeinen Wirtschaftswachstums verringert, sich ab 1973 jedoch wieder verschlechtert. Die über 100 Wissenschaftler und Experten der Sozialwissenschaften, Medizin, Ökonomie, Geschichte und Jura, prognostizieren, daß ein Drittel der schwarzen Bevölkerung arm bleiben und sich die Arbeits- und Einkommenssituation der Schwarzen im Vergleich zu den Weißen noch verschlechtern wird: „Die Mehrheit der schwarzen Amerikaner wird weiter zum Wohl der Nation ihren Beitrag leisten, aber Verbesserungen ihrer Situation im Vergleich zu Weißen werden sich verlangsamen, besonders weil es auch der schwarzen Mittelklasse schlechter gehen wird.“

Zwar habe die Bürgerrechtsbewegung der 60er formal alle Hürden zur Chancengleichheit beseitigt, doch noch immer bestimme die „Erblast aus Diskriminierung und Rassentrennung die Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß“, so Gerald Jaynes, Professor an der Yale Universität und wissenschaftlicher Leiter der Studie.

Doch selbst eine Abschaffung der Rassendiskriminierung würde die Lage der Schwarzen nicht grundsätzlich ändern. Denn sie seien durch die ökonomische Krise der letzten beiden Jahrzehnte am meisten getroffen.

Schon seit 1939 sei die Zahl der Schwarzen, die unter der Armutsgrenze leben, zwei- bis dreimal höher als die der Weißen. 20 Prozent aller amerikanischen Kinder lebten in Armut, unter schwarzen Kindern seien dies 45 Prozent und ihre Sterblichkeit sei doppelt so hoch wie die ihrer weißen Altersgenossen. 86 Prozent der schwarzen Kinder wüchsen mit nur einem Elternteil auf. Und während 14 Prozent der Weißen keinerlei ärztliche Versorgung hätten, seien es bei den Schwarzen 22 Prozent. Der Bericht mit dem Titel „A Common Destiny: Blacks and American Society“, an dem die Wissenschaftler vier Jahre arbeiteten und der 2,7 Millionen Dollar kostete, endet mit den Worten: „Die Amerikaner müssen sich endlich mit einem wunden Punkt ihrer Gesellschaft auseinandersetzen: damit, daß viele schwarze Amerikaner isoliert vom mainstream immer noch unter Bedingungen größter Ungleichheit leben.“

AS