: Unsanfte Landung: Rückruf erreicht Pilotin Klein
Berliner Jugendsenatorin Anne Klein unterbricht ihren Urlaub und klärt die AL über ihre Teilnahme am „Pilotenspiel“ auf / Die Springerzeitung 'BZ‘ präsentiert neue Zeugen, die belegen, daß Anne Klein mehrfach gespielt hat / Klein will gegen Vorwürfe juristisch vorgehen ■ Aus Berlin Brigitte Fehrle
Die Berliner Jugendsenatorin Anne Klein hat juristische Schritte gegen mehrere CDU-Mitglieder und einen Abgeordneten der Republikaner einleiten lassen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Teilnahme am Pilotenspiel als „Spielerin“ und „Zockerin“ bezeichnet und außerdem behauptet hatten, sie habe mehrfach mitgespielt.
Anne Klein wird ihren Urlaub in Fuerteventura unterbrechen und am Wochenende in Berlin eintreffen. Sie soll dann sowohl Parteivertretern der AL als auch der SPD Rede und Antwort stehen.
Die Senatorin selbst hatte sich am Donnerstagabend erneut aus Fuerteventura mit einer Erklärung gemeldet. Darin legt sich dar, daß sie nur einmal bei einem Pilotenspiel mitgemacht habe. Sie habe 10.000 Mark gewonnen, von denen 10 Prozent an ein soziales Projekt gegangen seien.
Auch die Alternative Liste meldete sich erneut zu Wort. Den Rücktrittsforderungen der CDU hält sie entgegen, daß sie die „Integrität“ der Jugendsentorin durch den zwei Jahre zurückliegenden Vorfall nicht in Frage gestellt.
Die CDU hat unterdessen ihre Vorwürfe erneut erhoben und führt einem weiteren „Zeugen“ an. Es handle sich um einen ehemaligen Mitspieler, der ebenfalls sagt, Anne Klein habe an mehreren Zusammenkünften teilgenommen.
Das widerspricht allerdings der Darstellung von Frau Klein nicht, da für ein Spiel mehrere Trffen nötig sind. Der von der CDU angeführte Zeuge berichtet auch von zwei weiteren Mitspielern, die nach seinen Angaben sich um ihren Einsatz von 3.000 Mark betrogen fühlen und gerichtliche Schritte erwägen.
Die Christdemokraten halten ihre Rücktrittsforderung gegen die Jugendsenatorin der Alternativen Liste aufrecht. CDU Generalsekretär Landowsky appellierte an den Regierenden Bürgermeister Momper: „Ersparen Sie der Stadt die stückchenweise Überführung der Senatorin als leidenschaftliche Spielerin“.
Mit einem offenen Brief an den Berliner Oppositionsführer Diepgen sprang Justizsenatorin Limbach ihrer Berufskollegin bei. Sie forderte die CDU auf, die Senatorin nicht durch Rückblenden in ihr Privatleben moralisch zu diskreditieren. Der Streit mit ihr solle ihre Politik zum Inhalt haben. Die SPD Fraktion hat sich bisher zu dem „Fall Klein“ nicht geäußert. Das sei Sache des Koalitionspartners hieß es aus dem Fraktionsvorstand. Man wolle zunächst einmal mit der Senatorin selbst sprechen. Es wird erwartet, daß sich auch der Regierende Bürgermeister Momper, der wegen der Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag von Ernst Reuter seinen Urlaub für zwei Tage unterbricht, mit Frau Klein trifft. Siehe auch Seite 29
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen