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Lage in Sri Lanka zugespitzt

■ Neu Delhi kündigt Truppenabzug an / Mobilmachung in Südindien / In Sri Lanka 29stündige Ausgangssperre

Colombo (afp) - Die Lage in Sri Lanka hat sich am Freitag dramatisch zugespitzt. Gleichzeitig kündigte Indien den Rückzug seiner in Sri Lanka stationierten Truppen an. Bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und bewaffneten Soldaten, die die Einhaltung einer am Donnerstag verhängten 29stündige Ausgangssperre überwachen sollten, wurden acht Menschen getötet. Bewohner und Militär berichteten zudem übereinstimmend, daß zahlreiche Personen verletzt worden seien. Indessen gab Indien in einer gemeinsamen Erklärung des indischen Botschafter in Sri Lanka, Lakhan Lal Mehrotra, und dem srilankischen Staatssekretär im Außenministerium, Bernard Tilakarevne, bekannt, es werde am Samstag mit dem Abzug seiner Truppen aus Sri Lanka beginnen.

Hunderte Srilanker widersetzten sich indes der Ausgangssperre und protestierten gegen die eigene Regierung sowie gegen die indischen Truppen. Zuvor hatten Sicherheitskräfte die staatlichen Radio- und Fernsehsender besetzt. Mit der Ausgangssperre wollte die Regierung den von der militant sinhalesischen Volksbefreiungsfront JVP angekündigten Protestaktionen und Demonstration zuvorkommen. Die JVP begreift die Unterzeichnung des indo-lankanischen Abkommens als Indiz für die Unterwerfung unter den indischen Imperialismus.

In der Stadt Kandy schossen srilankanische Sicherheitskräfte in eine demonstrierende Menge und töteten dabei vier Menschen, berichteten Augenzeugen. zudem seine etwa 30 Menschen verletzt worden. Je ein Demonstrant sei in den Städten Badulla und Kurunegala erschossen worden. In Badulla hättennetwa 800 Menschen an einem von buddhistischen Mönchen geführten Protestmarsch teilgenommen. In der Stadt Kegalla etwa 80 Kilometer von der srilankanischen Hauptstadt Colombo entfernt sei es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Polizisten patrouillierten in den verlassenen Straßen der Hauptstadt. Nur Schwangere und Kranke erhielten Passierscheine.

Lediglich im von Tamilen bewohnten Nordosten des Landes, wo die indischen Truppen stationiert sind, wurde die Ausgangssperre nicht überwacht. Dort blieben die Geschäfte geöffnet und die Leute schienen wie immer ihrem Tagesgeschehen nachzugehen. Die Ankündigung des Truppenabzug ist ein erster Schritt zur möglichen Beilegung die Auseinandersetzung über die indische Präsenz in Sri Lanka. In Neu Delhi erklärte ein Sprecher der indischen Außenministeriums vor der Presse, der Abzug werde am Samstag von der srilankischen Hafenstadt Trincomalee aus beginnen. „Die Situation scheint nun entwirrt“, sagte er. Bei den am Samstag beginnenden Verhandlungen mit dem srilankischen Außenminister in Neu Delhi werde es vor allem um die Beedigung des Kampfes gegen die sepatatistischen Rebellen der „Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) gehen.

Unterdessen wurden am Freitag in Südindien indischen Truppen mobilisiert. Aus Militärquellen wurde bekannt, eine Infantriedivision, zwei Brigaden und vier Staffeln Kampfflugzeuge seien auf dem südindischen Militärstützpunkt Tamil Nadu in Stellung gebracht worden. „Die Inder befüchten, die Situation vom Juli 1983 könne sich wiederholen, als Hunderte von Tamilen in den Straßen von Colombo und anderen Orten Sri Lankas niedergemetzelt wurden“, sagte ein Militärangehöriger. Kommentar auf Seite 8

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