piwik no script img

Sehnsucht nach Nestwärme

■ SPD läßt ihre Mitgliederstruktur untersuchen: Soziale Zusammensetzung und Zufriedenheit mit der Partei

Das ist der typische Berliner Sozialdemokrat: männlich, Beamter, zwischen 40 und 50 Jahre alt. Und er hat einen großen Wunsch an seine Partei: Er will mehr Nestwärme und mehr „menschlichen Zusammenhalt“ spüren. Soweit die Analyse der Berliner SPD-Mitgliederbasis, die das FU-Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung jetzt veröffentlicht hat. Ziel der Untersuchung war, Aufschluß über die soziale Zusammensetzung der SPD-Mitgliedschaft sowie die Zufriedenheit mit der Partei zu gewinnen. Im Februar/März 1988, also ein Jahr vor der Regierungsübernahme durch Rot -Grün, wurde eine repräsentative Anzahl von SPD-Mitgliedern telefonisch befragt. Dabei beschwerten sich fast 60 Prozent der Genossen über den mangelnden menschlichen Zusammenhalt in der SPD. Dazu paßt, daß die meisten Mitglieder nicht aus sozialen oder ökonomischen Gründen in die Partei eingetreten sind, sondern über Bekannte oder Freunde. Das Berliner SPD -Milieu sei ein „vereinsförmig strukturiertes Netzwerk von Kontakten, Freundschaften und Beziehungen“, erläutert Institutschef Prof. Dr. Niels Diederich. Sozial sei die Berliner SPD vor allem aus Mitgliedern der Gewerkschaftsbewegung und des öffentlichen Dienstes zusammengesetzt. Arbeiter und Angestellte aus Industrie und privatem Dienstleistungssektor seien in der Minderheit problematisch für die SPD: „Die SPD droht den sozialen Kontakt zu entscheidenden gesellschaftlichen Schichten zu verlieren, ohne deren Unterstützung die anstehenden politischen Modernisierungsleistungen nicht möglich sind“, warnt Diederich.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen