Gift bleibt auf See

■ Bergungsarbeiten auf Oostzee unterbrochen

Die Bergung der Giftfässer von Bord des niederländischen Frachters „Oostzee“, der seit zehn Tagen mit mindestens 120 demolierten Fässern vor dem Elbehafen Brunsbüttel auf Reede liegt, gestaltet sich zunehmend schwieriger.

Am Montag abend wollte der 30köpfige Krisenstab darüber entscheiden, ob der Frachter wegen eines Sturmes mit bis zu vier Meter hohen Wellen in den Brunsbütteler Hafen zurückgeschleppt werden muß. Seit Sonntag abend macht ein schwerer Nord/Nordweststurm mit Windstärken um acht die Arbeiten auf der „Oostzee“ unmöglich.

Am Montag nachmittag hatte ein Beamter der Itzehoer Gewerbeaufsicht festgestellt, daß der bisher von Bord der „Oostzee“ geborgene Quarzsand offenbar doch mit der hochgiftigen Chemikalie Epichlorhydrin verseucht ist. Er stoppte sofort die Löscharbeiten im Hafen. Die Werte lägen weit über dem zulässigen Wert. Ein Sachverständiger hatte noch am Sonntag erklärt, der Sand sei nicht verseucht. 4.000 Fässer mit je 250 Litern Epichlorhydrin hat die „Oostzee“ neben anderem

Stückgut geladen.

Seit Montag morgen luden sieben Hafenarbeiter die fast 430 Tonnen Sand auf die Pier um. Zur Mittagspause klagten alle über einen schlechten Geschmack im Mund und einen trockenen Hals. Ein Arzt soll die Männer jetzt untersuchen.

„Nautisch unverantwortlich“, nannte Klaus Herz, Geschäftsführer der Hamburger Bergungsfirma Harms, die Tatsache, daß die „Oostzee“ bei diesem Wetter auf der Neufelder Reede vor Brunsbüttel liegt. Er forderte, das Schiff in den Hafen zurückzuschleppen. „Es muß dringend weitergemacht werden mit der Bergung“, sagte Herz, „alle stehen herum und keiner tut was.“

„Vermutlich bis zum kommenden Wochenende wird diese Sturmwetterlage anhalten“, sagte Hafenkapitän Horst Dietze. Ein Schlepper mußte am Morgen den Erholungsponton für die Bergungsmannschaft in den Hafen ziehen. Die Ladung der „Oostzee“ sei aber so gesichert, daß keine Fässer mehr verrutschen oder leckschlagen könnten. An Bord blieb eine sechsköpfige Sicherheitsmannschaft.

dpa