: Bednarz geht in die Offensive
Der „Monitor„-Chef bekräftigt seine Worte zum Desertieren im Kriegsfall ■ Aus Düsseldorf J.Nitschmann
Der Leiter des WDR-Fernsehmagazins Monitor, Klaus Bednarz, hat seine öffentlichen Äußerungen über das Desertieren im Kriegsfall, die ihm ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der „Aufforderung zu einer Straftat“ eingebracht haben, uneingeschränkt verteidigt.Er habe hier „nichts anderes gemacht, als einer persönlichen Hoffnung Ausdruck gegeben“, erklärte Bednarz gegenüber der taz.
In der Monitor-Sendung am 11.Juli dieses Jahres hatte der Fernsehjournalist in der Abmoderation eines Beitrags über Deserteure im Dritten Reich gesagt: „Ich persönlich kann nur hoffen, daß - sollte jemals wieder in Europa ein Krieg ausbrechen - möglichst viele Soldaten desertieren. Möglichst am ersten Tag, in der ersten Stunde.“ Daraufhin hatte unter anderem der CSU-Bundestagsabgeordnete Lorenz Niegel Strafanzeige gegen Bednarz erstattet, weil er in dessen Äußerungen eine „Aufforderung zur Fahnenflucht“ sah, die „schließlich auch in einer parlamentarischen Demokratie strafbar“ sei.
Bednarz sagte, die Anzeige des CSU-Politikers habe ihn „nicht weiter überrascht“. Überrascht sei er vielmehr über die Tatsache, daß die Kölner Staatsanwaltschaft aufgrund dieser Strafanzeige tatsächlich eine Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet habe.
Zugleich meinte Bednarz jedoch, er hoffe inzwischen, daß es wegen der Strafanzeige zu einer Hauptverhandlung vor Gericht komme, um so „eine ernsthafte Pazifismusdiskussion“ in der breiten Öffentlichkeit auszulösen, wie es sie nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik „leider nicht mehr gegeben hat“. Die Auseinandersetzung über den Pazifismus dürfe hierzulande „nicht alleine einem Herrn Geißler überlassen werden“, der für Auschwitz die Pazifisten verantwortlich mache.
Offenbar ist der für seinen couragierten Magazinjournalismus bekannte Monitor-Chef inzwischen zu einer Art Reizfigur der bundesdeutschen Rechten geworden. Mit dem parlamentarischen Erstarken der rechtsradikalen „Republikaner“ hätten die „sehr heftigen und massiven Reaktionen“ auf seine Sendungen ungeheuer zugenommen, berichtet Bednarz: „Das geht von üblen Beschimpfungen bis hin zu anonymen Morddrohungen.“
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