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Wohnungsmarkt kaputt

■ Bausenator Nagel (SPD) sieht keine Lösung auf dem Wohnungsmarkt für die nächsten zehn Jahre

Berlin sieht sich durch die Zuwanderungswelle aus Ost-Berlin und der DDR der größten wohnungspolitischen Herausforderung seit 1961 gegenüber. Nach 20.000 Umsiedlern im letzten Jahr, doppelt so vielen wie 1987, wird für dieses Jahr mit bis zu 35.000 gerechnet, und ein Ende ist nicht abzusehen. Angesichts dieser Größenordnung fallen die 4.500 Asylbewerber, die 1988 für die Dauer ihres Verfahrens Berlin zugewiesen waren, wenig ins Gewicht.

Es wird geschätzt, daß für Neuankömmlinge so schell wie möglich 25.000 bis 30.000 erschwingliche Wohnungen errichtet werden müßten. Hinzu kommt ein von der Volkszählung ans Licht geförderter Fehlbedarf von mindestens 40.000 Wohnungen. Während der laufenden Legislaturperiode des rot -grünen Senats sollen nach den derzeitigen Vorstellungen 28.000 Wohnungen errichtet werden. In diesem Jahr sollen es 7.000 werden, was jedoch angesichts der bisherigen Baufertigstellungen niemand mehr so recht glaubt.

Bausenator Nagel (SPD) hält die Schaffung eines „zufriedenstellenden Wohnungsmarktes“ nur innerhalb von acht bis zwölf Jahren für möglich. An einen ausgeglichenen Markt gar sei in der ummauerten Stadt überhaupt nicht zu denken. Die SPD/AL-Koalition, die eigentlich mit einem ökologischen Umbau der Stadt das Wohnumfeld verbessern wollte, stehe faktisch vor einer Überprüfung ihrer Prioritäten. Der Mieterschutzbund hat schon eine Aufstockung um 12 000 Wohnungen angemahnt, damit in vier Jahren nicht der gleiche Mangel wie heute herrscht.

Die Frage nach einer neuen Stadtrandsiedlung will Nagel nicht mit einem klaren Nein beantworten. Sie hat für ihn aber nur die „zweite Priorität. Falls Gelände fehlt, müßten möglicherweise Verhandlungen über einen Gebietstausch mit der DDR angestrebt werden.

dpa

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