: Die DDR als nackte Tatsache
■ In der Springer-Presse darf die „DDR“ künftig ohne Anführungszeichen erwähnt werden
Berlin (dpa/taz) Ein altes Bollwerk des kalten Krieges ist gefallen. Die „DDR“ soll auch in der Springer-Presse zukünftig DDR heißen. 'Bild‘ und die anderen Blätter des Hauses sollen zum nächstmöglichen Zeitpunkt auf die obligatorischen Gänsefüßchen (hausintern „Tüttelchen“ genannt) verzichten. Darauf verständigten sich die Eigentümer des Verlags und die Chefredakteure nach längeren Diskussionen.
Verlagssprecher Heiner Bremer begründete die Entscheidung: Die Verlagsleitung sei davon überzeugt, daß der Annäherungsprozeß zwischen den Supermächten und die damit verbundenen Auflockerungen im Ostblock auch Einfluß auf die DDR haben werden. Der Verlag wolle auf diesen Prozeß einwirken. Außerdem würde die bundesdeutsche Bevölkerung den Sinn der Anführungszeichen, nämlich die „mahnende Erinnerung“ an die Verhältnisse in der DDR, heute nicht mehr verstehen. Der Abschied von den Gänsefüßchen ändere jedoch nichts an den Prinzipien des Verlags. Der Wille zur Wiedervereinigung bleibe nach wie vor einer der wichtigsten Grundsätze des Hauses. Um dies ganz deutlich zu machen, soll dem Impressum der Springer-Blätter zukünftig ein Leitwort ihres Gründers vorangestellt werden: „Die Einheit des Vaterlandes in Freiheit - Das ist unser Auftrag.“
'Bild'-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje wertete die Änderung gegenüber der taz als ein „Zugeständnis an den Zeitgeist, allerdings nicht in negativem Sinne“. In einer Zeit, in der sich der Osten öffne, „können wir die tiefgreifenden Wandlungen nicht ignorieren. Die Entscheidung sei sicher auch im Sinne des verstorbenen Gründers Axel Cäsar Springer“, meint Tiedje.
Uhe
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