: Ein Film wie eine Blinddarmreizung
■ Über David Lelands „Checking Out“
Sind Sie Hypochonder? Ja? Dann schnell in den neuen Film von David Leland! Vielleicht finden ja Betroffene Checking Out respektlos oder gar komisch...?
Checking Out: eine schwarze Komödie, wie uns das Presseheft mitteilt.
Ärger im Chefetagenhimmel der Fluglinie Bon Air. Der Vizepräsident der Firma ist ein Witzbold und lacht sich eines Tages über seinen eigenen Witz tot (Selbstironie der Filmemacher?). Sein Freund Ray Macklin erbt nicht nur seinen Posten und seine Sekretärin, er sieht sich auch schon als Erbe und Opfer dieser schrecklichen Streßkrankheit, von der die Menschen, Männer vor allem, bedroht werden, sobald sie in die Spitzengehaltsgruppe aufgerückt sind. Ray läuft von Arzt zu Arzt. Die halten ihn jedoch für gesund und schicken ihn zum Psychiater usw.
Er glaubt den Ärzten nicht, sieht überall Vorzeichen seines nahen Todes. Dann wirft ihn seine Frau auch noch raus, weil sie das Theater satt hat. Außerdem glaubt sie, er betrüge sie mit seiner neuen Sekretärin, mit der auch sein Vorgänger schon ein Verhältnis hatte. Schließlich kommt Ray, der sich am Herzen krank glaubte, auch wirklich ins Krankenhaus, mit einer Blinddarmreizung (witzig, nicht). Er träumt, er wäre tot: Das haben sie eben davon, daß sie ihm seine Krankheit nicht glauben! Er kommt in den Himmel, und da ist es noch doofer als in dem Film, also wacht er doch lieber wieder auf. Die Familie freut sich.
Es gibt ein paar aberwitzige Szenen in dem Film, z.B.: ein Lastwagen stoppt und verstreut seine Ladung über die Straße, Särge! Oder: ein Geschlechtsverkehr mit der alten Sekretärin im Auto, geparkt in der Tiefgarage seines Büros. Aber witzig? Über Humor läßt sich nicht streiten, also lache wer kann. Der Regisseur (Wish you were here) jedenfalls scheint sich köstlich amüsiert zu haben, immer wieder sehe ich hinter den Bildern, wie er sich krümmt vor Lachen.
Gunter Göckenjan
Checking Out, Regie: David Leland, mit Jeff Daniels, Melanie Mayron, Michael Tucker, Ann Magnuson, 98 Min., USA 1989
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen