: Monopolkommission empfiehlt Fusion
■ Daimler-Chef Edzard Reuter will aber weder Auflagen der Kommission noch sonstige akzeptieren / Teilweise wird an ihrer Erfüllung aber schon gearbeitet / Kommission: Wir haben Fusion nicht befürwortet
Berlin (taz) - Eigentlich müßte sich Ulrich Immenga jetzt wieder auf sein karges Professorengehalt beschränken. Macht er wahr, was er im vergangenen Jahr angekündigt hatte, dann wird er ab sofort auf sein 38.000-Mark-Zusatzgehalt verzichten, das er als Vorsitzender der Monopolkommission jährlich noch draufkriegt. Für den Fall, daß er beim Fusionsgutachten zu Daimler-MBB von seinen einfachen Mitgliedern überstimmt werde, hatte er seinen Rücktritt angekündigt. Dieser Fall ist jetzt eingetreten. Die Kommission ist grundsätzlich für den Zusammenschluß - wenn auch mit Auflagen (siehe Kästen).
Das Haus Daimler begrüßte zwar gestern, daß das Kölner Gremium das Vorhaben für „grundsätzlich genehmigungsfähig“ hält, stellte jedoch sogleich klar, daß die Auflagen der Kommission „nicht akzeptiert wrden können“. Gestern morgen erklärte Daimler-Chef Reuter darüberhinaus in einem Interview, daß man überhaupt keine Auflagen akzeptieren werde, und machte gar die Logik schlechthin zum Verteidiger seines Vorhabens: „In der Luft- und Raumfahrt handelt es sich grundsätzlich um ein integriertes Tätigkeitsfeld, das man nicht auseinanderreißen kann“.
Aus der Monopolkomission war zu hören, daß man das Gutachten gar nicht als grundsätzliche Zustimmung ansieht: „Man kann das auch anders sehen“, hieß es. Immer hin stünde ja darin die Empfeh lung, die „Genehmigung in der beantragten Form nicht zu er teilen“.
Es ist in der Tat nicht zu erwarten, daß sich Daimler ausgerechnet von den Profit-Centern seines angestrebten Luft - und Raumfahrtunternehmens Aerospace trennen wird. Andererseits fällt auf, daß die Monopolkommission Auflagen vorschlägt, über deren Vollzug bereits in der vergangenen Woche spekuliert wurde. Als Good-Will-Tat soll so die Deutsche Bank anpeilen, ihre 28,4prozentige Beteiligung an dem Stuttgarter Konzern um fünf Prozent-Punkte zu kappen, um den Zuwachs ihrer Macht bei der geplanten Fusion in Grenzen zu halten. Außerdem könnte, wer unbedingt will, den Verkauf der Krauss-Maffai-Anteile durch MBB, die der „Spiegel“ am Montag weissagte, als Erfüllung einer Kommission-Forderung interpretieren: „Ausgliederung wesentlicher Teile wesentlicher Anteile des Bereiches Wehrtechnik“. Das Kartellamt hatte in seiner Verbotsverfügung allerdings besonders die marktbeherrschende Stellung des geplanten Konzerns im Bereich Lenkwaffen, Drohnen und Wehrelektronik beklagt.
Das Gutachten ist in seinem Empfehlungscharakter betont zurückhaltend: Als „mögliche Auflage“ wird angeführt, daß die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau nach der Kapitalerhöhung bei MBB früher als geplant seinen 20-Prozent -Anteil abgibt. Damit würde sie als Subventionsgeber für den Airbus ausfallen.
-ulk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen