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Aufstandsstimmung in San Salvador

Die FMLN-Guerilleros starten eine neue Offensive / Stadtviertel am Rande von San Salvador werden zum Schauplatz der Kämpfe  ■  Von Ralf Leonhard

Managua (taz) - Die nördlichen Randbezirke von San Salvador wurden am Dienstag zum Kriegsschauplatz. „Um 17:40 attackierten Stadtkommandos, Untergrundmilizen und FMLN -Kämpfer gleichzeitig mehrere militärische Ziele“ in der Hauptstadt, meldete der Rebellensender Radio Venceremos. Gefechtshubschrauber kreisten den ganzen Nachmittag über den betroffenen Bezirken und sollen auf die Bevölkerung das Feuer eröffnet haben. Bei Gefechten mit dem 1. Infanteriebataillon und paramilitärischen Verbänden haben die Aufständischen mindestens einen Soldaten getötet.

Unter der Losung „Alles gegen das faschistische Regime“ protestierte die FMLN mit diesen Aktionen gegen die Transportpreiserhöhung und die zunehmende Repression der Arena-Regierung. Im Rahmen des wirtschaftlichen Maßnahmenpaketes der rechtsextremen Arena-Regierung wurden die Bustarife saftig erhöht. Statt des Einheitstarifes von bisher umgerechnet zwölf Pfennig kassieren die Busunternehmen jetzt, je nach Länge der Strecke, das Zwei bis Dreifache. Auch die Grundnahrungsmittel sind durch die Subventionskürzungen empfindlich teurer geworden.

Die Rebellen griffen Polizeikasernen, Stützpunkte der Zivilverteidigung und Nachschubtransporte an. Der Untergrundsender bezeichnete die Truppenkonzentration der FMLN als die bedeutendste seit dem 10. Januar 1981, als die Guerilla zur Endoffensive aufrief und einen Volksaufstand auslösen wollte. Das Oberkommando der FMLN sprach in einem Kommunique von einem „Qualitätssprung in der Koordination der Stadtkommandos“.

Betroffen von den Aktionen sind San Ramon, Miralvalle, Montebello und Zacamil am Fuße des San-Salvador-Vulkans, sowie die Arbeitervororte Ayutuxtepeque, Satelite und Mejicanos. Einzelne Kommandos sollen sich selbst in die Nobelbezirke Escalon und San Benito infiltriert haben, wo nach Sabotageakten gegen die Stromleitungen völlige Finsternis herrscht. Die FMLN behauptet, mit ihren Aktionen den „Netzplan“ der Regierungstruppen gegen die Guerilla zunichte gemacht zu haben.

In ihrer Monatsbilanz für den Juli meldete die FMLN 559 Verluste auf seiten der Regierungstruppen, neun Hubschrauber US-amerikanischer Bauart und Kampfflugzeug seien durch Luftabwehrfeuer beschädigt worden. Die Streitkräfte ihrerseits wollen in demselben Zeitraum 89 Guerilleros getötet und 61 verletzt haben.

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