: Die Anderen: Sowetan über die neue Anti-Apardheid-Kampagne in Südafrika / Der Standard: DDR-Asylsuchende in Ungarn
'Sowetan‘
Die größte von Schwarzen gemachte Tageszeitung in Südafrika kommentiert die neue Anti-Apartheid-Kampagne der oppositionellen Demokratischen Massenbewegung (MDM):
Die Regierung brüstet sich gern damit, daß es Reformen in diesem Lande gebe, und will dafür Anerkennung erhalten. Doch die Ereignisse am Mittwoch (der Beginn der MDM-Kampagne) zeigten, daß es die Unterdrückten und ihre Freunde sind, die der Regierung den Wechsel aufzwingen. Das ist so, seit die Regierung erstmals von Reformen geredet hat...
Der Kampf geht weiter, und die Berichte darüber - hier und im Ausland - sind nicht günstig für die Regierung. Falls diese Regierung nicht so auf die Apartheid festgelegt wäre, hätte sie für eine Abschaffung gesorgt, bevor sie dazu gezwungen wird. Doch selbst zu diesem späten Zeitpunkt ist sie entschlossen, das Group-Areas-Gesetz, also die Apartheid in den Wohngebieten, dort neu zu beleben, wo es längst seinen Sinn verloren hat.
'Der Standard‘
Die liberale österreichische Tageszeitung zur Ankündigung Ungarns, Asylgesuche von DDR-Bürgern künftig möglicherweise zu prüfen:
Das war für das neue Ungarn auf die Dauer kein haltbarer Zustand. Nun hat die Regierung einen Schlußstrich gezogen und DDR-Einreisenden pauschal das Asylrecht zuerkannt. Man hätte auch eine andere Lösung wählen können: Nach bundesdeutschem Grundgesetz sind alle Ostdeutschen Wunschbürger der BRD. Diese hätten nur zur Budapester Botschaft gehen brauchen, und schon wären sie Westdeutsche gewesen. Dann hätten sie sich aber illegal in Ungarn aufgehalten, da Bundesdeutsche Visa brauchen. Kein schlimmes Vergehen, nur hätten die ungarischen Behörden nicht mitspielen können und erst wieder nach den Vereinbarungen des Warschauer Paktes handeln müssen: Sie hätten die so bestätigte BRD-Staatsbürgerschaft nicht anerkennen dürfen.
Daß man den sauberen Weg der ganzen Entscheidung ging, mag auch damit zu tun gehabt haben, daß die Rumänen immer heftiger darüber Beschwerde führten, daß von allen Bürgern der Warschauer-Pakt-Staaten nur die Kinder Ceausescus als politische Flüchtlinge eingestuft wurden, was Bukarest als feindliche Haltung bewertete. Ungarn wurde mit dem Beschluß eine Schweiz im Warschauer Pakt.
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