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Besetzerroulette

„Hier Fraenkelufer, beste Lage, steht noch leer!“ Auffordernde Blicke machen die Runde. Alle anderen Häuser sind schon besetzt: die Marchstraße, das Einsteinufer, die Nostiz, natürlich auch die Marianne92. „Die brauchen wir für unser Frauenzentrum“, erklärte eine Besetzerin. Bloß das Fraenkelufer... „Will denn niemand mehr in SO36 wohnen?“ Endlich findet sich noch ein mutiger Besetzer - und schon kann das Häuserkampfspiel losgehen. Was den besserverdienenden Charlottenburger Senatorinnen ihr PilotInnenspiel, ist der Szene das eher bodenständige Häuserroulette auf dem Straßenfest - so wie am Samstag in der Bülowstraße. Sauber aus Sperrholz ausgesägt, mit bunter Farbe fein angepinselt - inklusive Revolutions-Transparent und schwarzer Flagge - sind die kleinen Häuschen auf dem eßtischgroßen Spielrund, um das sich schnell, schnell eine bunte Menschenmenge schart. Mit einer Mark Einsatz wird man zum Hausbesetzer, als Gewinn lockt eine Pulle Schampus, Marke „Lutter und Wegener“.

„Entscheiden tut die hier“, erklärt der Spielleiter und streicht seiner schwarz-weißen Ratte über das Fell. Die läßt sich, auf die Mitte des Spielfelds gesetzt, nicht lange bitten und versteckt sich blitzschnell in der Nostiz49. Das Spiel geht weiter: „Haste mal 'ne Mark, ich will die Hafenstraße besetzen?“

-guth

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