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MUTATE!

■ „Mutoid Waste Company“ ist endlich angekommen

Fünf Mark Eintritt und Flüstern und Raunen. „Sind sie jetzt wirklich da oder immer noch nicht, also ich war vor drei Tagen am Görlitzer - nix.“ Aber da steht ein Gebilde aus Metallrohren, Kabeln, Autoteilen, Reifen, Scheinwerfern mitten im K.O.B., nicht allzu groß, aber doch ein eindeutiges Indiz für die Ankunft der Mutoid Waste, und schließlich haben ja auch alle Eintritt bezahlt.

Es ist schon weit nach zehn, da erhebt sich ein wildes Gelärm auf der Potsdamer Straße. Ein Monster von Lastwagen mit archaischen Metallaufbauten taucht auf, Gestalten wie aus Mad Max trommelnd auf ihm. Kurz vorher hatten sie schon einen ersten kurzen, aber intensiven Kontakt mit den westdeutschen Ordnungskräften gehabt, aber jetzt sind sie da, stürmen ins K.O.B. und trommeln auf vier Plastikfässern einen apokalyptischen Endzeitgroove zwischen HipHop und Industrial. Der Sänger rappt und bläst auf einer Mundharmonika den Blues, während im Hintergrund ein Mutant, dem Metall aus der Glatze wächst, die Inneneinrichtung des K.O.B. mit einem Schweißbrenner bearbeitet. Dazu drängeln sich die mit Gummireifen bewehrten, angemalten Punks, Leder und Metall am Körper, auf der kleinen Bühne, und die Neonfarben auf den Körpern leuchten in der Dunkelheit.

Mutoid Waste sind hier und wollen euren Müll: Teppiche, Waschmaschinen, Flugzeuge, Hubschrauber, TVs, Farbe, U -Boote, Generatoren, Toaster, Ratten, Plastikhandschuhe, Fahrräder, Benzintanks, Draht, Kreditkarten, Küchengeräte, Motoren, Overhead-Projektoren, teure elektrische Gitarren und alles andere, was ihr nicht mehr brauchen könnt.

Jeden Tag auf dem Görlitzer Bahnhofsgelände in Kreuzberg. Telefonischer Kontakt unter 618 93 49, Jutta.

Thomas Winkler

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