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Vier Quadratmeter Berlin

■ Wohnheime für Aus- und Übersiedler dürfen noch dichter belegt werden / Zwei Quadratmeter weniger pro Person / Sozialsenat ist froh, „wenn wir überhaupt eine Unterkunft finden“

Sechs Quadratmeter Wohnraum, ein Bett, ein Stuhl, ein Schrank und ein Sitzplatz am Tisch: Das war bisher das Mindeste, was Berliner Wohnheimbetreiber Asylbewerbern, Aus und Übersiedlern bieten mußten. Ab sofort darf es noch weniger sein: Vier Quadratmeter Wohnraum sollen zumindest in den Heimen des Roten Kreuzes für die menschliche Unterbringung der Neuankömmlinge ausreichend sein.

„Wir sind vom Senat gebeten worden, dort, wo zwei Personen untergebracht sind, noch eine dritte reinzunehmen“, bestätigte DRK-Abteilungsleiter Hoffmann die neue Anweisung des Senats. „Wir sollen unsere Kapazitäten voll ausschöpfen.“

Der Sprecher des Sozialsenats, Gallon, bestätigte, daß es zwar keine schriftliche Anweisung gebe, in einem Gespräch zwischen Sozialverwaltung und DRK sei jedoch beschlossen worden „versuchsweise“ mehr Menschen in den Heimen des Roten Kreuzes unterzubringen. In privaten Heimen, so Gallon, würden die betroffenen Personengruppen schon längst enger untergebracht. Andere Wohlfahrtsorganisationen weigern sich hingegen, ihre Heime noch dichter zu belegen. Sowohl das Diakonische Werk als auch die AWO lehnen die Neuregelung ab.

Wieviel Profit die neue Regelung dem Roten Kreuz und den Betreibern privater Wohnheime einbringt, wollte Gallon nicht verraten. Da das Landesamt für Soziale Aufgaben den Heimbetreibern einen festen Satz pro Bett und nicht pro Quadratmeter bezahlt, dürfte es in Zukunft noch lukrativer sein, Aus- und Übersiedlerunterkünfte aufzumachen.

Der Sozialsenat wolle mit seiner neuen Belegpraxis erreichen, daß „nicht noch mehr Turnhallen“ als Notunterkünfte bereitgestellt werden müßten, erläuterte Gallon gestern. Zur Zeit seien zwei Schulturnhallen mit Aus und Übersiedlern belegt.

Im Juli sind erneut mehr Aus- und Übersiedler nach West -Berlin gekommen: 1.458 Aussiedler und 2.685 Übersiedler aus der DDR wurden im Aufnahmelager Marienfelde registriert. Nur rund 1.000 konnten ins Bundesgebiet weitergeleitet werden, obwohl die Bundesrepublik sich nach Verhandlungen bereiterklärt hatte, mehr Aus- und Übersiedler aus Berlin aufzunehmen. Da jedoch ein Großteil der DDR-Übersiedler aus Ost-Berlin kommen, war eine Weiterleitung nach Darstellung des Sozialsenats nicht möglich. Die Unterbringung der Neuankömmlinge stellt den Senat vor immer größere Probleme: „Wir sind froh, wenn wir für die Leute überhaupt ein Dach über den Kopf finden“, so Sozialsenatssprecher Gallon.

taz

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